Das nach der Veröffentlichung im Jahr 2006 stark umstrittene Impulspapier mit dem Titel "Kirche der Freiheit" war von der Prognose ausgegangen, dass bis 2030 die Einnahmen der Kirchen um die Hälfte zurückgehen und die Mitgliederzahl um ein Drittel sinkt. Eine Arbeitsgruppe unter dem damaligen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber hatte tiefgreifende Veränderungsvorschläge gemacht.
Das Impulspapier habe die Frage nach der Qualität kirchlicher Arbeit aufgeworfen, sagt Gundlach. "Die kritische Diskussion hat uns gut getan." Die Leitung der Kirche durch Zielvorgaben sei inzwischen selbstverständlich geworden. Die Bezifferung von Vorgaben für besseren Gottesdienstbesuch und die Zahl der Taufen sieht Gundlach heute kritisch: "Natürlich gewinnt die Formel von der Taufquote keinen Schönheitspreis." Der Begriff sei aber provozierend genug gewesen, um Fragen anzustoßen.
Als Erfolge des Reformprozesses hebt der Theologe "viele profilierte Gemeindeangebote und originelle Gottesdienstformate" hervor. Auch die Bildungsangebote von evangelischen Schulen und Glaubenskurse in Gemeinden seien angestiegen. Das Engagement ehrenamtlicher Mitarbeit sei beeindruckend. "Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gültig bleibt: Wir werden kleiner, ärmer und älter", sagt Gundlach.
Der EKD-Vizepräsident hält einige Impulse des zehn Jahre alten Papiers noch für aktuell, wenn sich nach Jahren hoher Steuereinnahmen die finanzielle Lage der evangelischen Kirche verschlechtert: "Ich sehe ehrlich gesagt keine wirklichen Alternativen zu den zentralen Orientierungspunkten des Impulspapiers, falls der Reformdruck wieder zunehmen sollte."