"Was für den aufgeklärten Zeitgenossen eine verhandelbare Position darstellt, ist für extreme Menschen eine Frage ums Ganze", sagte die Ständige Vertreterin des Landesbischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern laut Redemanuskript. Das Weltbild rechtspopulistischer Politiker und ihrer Anhänger leite sich aus einer "arroganten Offenbarung" ab, die absolut gesetzt werde und alle anderen Bezugssysteme leugne. "Die Folge ist immer gleich: Eine Weltanschauung mit Ausschließlichkeitscharakter", kritisierte Breit-Keßler.
Demokratie müsse stets verteidigt werden, betonte die evangelische Theologin in dem Gottesdienst, der an die NS-kritische Denkschrift der Bekennenden Kirche von 1936 erinnerte. "Immer fängt Gewalt klein an, hat Phasen, in denen sie noch gestoppt werden kann", erläuterte Breit-Keßler. Dafür brauche es wachsame Menschen. Sie erinnerte an die Theologen um Pfarrer Martin Niemöller, die vor 80 Jahren in ihrem Schreiben an Adolf Hitler die staatliche betriebene Entchristlichung der Gesellschaft genauso ablehnten wie einen "Antisemitismus, der zum Judenhass verpflichtet".
Auch heute verlange "unser Glaube ein persönliches Ein- und Geradestehen für die eigene Gewissensentscheidung", betonte Breit-Keßler. Friede falle nicht einfach vom Himmel. Um den Frieden zu bewahren, brauche es Verstand, die Fähigkeit sachlich zu bleiben sowie "Kraft, Liebe und Besonnenheit". Gerade daran fehle es in der aktuellen Debatte häufig, sagte die Regionalbischöfin.