Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd Bernhard Seiger hat eine Vereinnahmung religiöser Symbole wie das Kreuz durch die islamfeindlichen Pegida-Bewegung kritisiert. Das Kreuz stehe für Jesus Christus, der sich eingesetzt habe für Schwache und Ausgegrenzte, sagte Seiger in Köln. Durch ihn seien alle Menschen erlöst worden. "Das Kreuz steht für die Überwindung aller Unterschiede zwischen den Menschen", unterstrich Seiger.
Mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum hob Seiger auch die Bedeutung der Reformation für die Meinungsfreiheit hervor. Bis dahin habe gegolten, was der Papst, Bischöfe und Fürsten sagten, erklärte der Theologe, der auch Beauftragter für das Reformationsjubiläum im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region ist. Der Thesenanschlag habe eine allgemeine Diskussion etwa über den Ablasshandel entfacht.
Auch die Bildung sei ein Thema der Reformation gewesen, sagte Seiger weiter. "Der Einzelne sollte sich ein Urteil bilden können." Grundlage dafür war die Übersetzung der Bibel durch Luther, durch die jeder das Wort Gottes habe verstehen können. Von da an habe sich immer häufiger "das bessere Argument" in Diskussionen durchsetzen können. Die Reformation habe die Bildung, die bis dahin dem Klerus vorbehalten war, in die Gesellschaft geholt.
Seiger bedauerte, dass der Papst bislang nicht offiziell zum Reformationsjubiläum eingeladen worden sei. "Wir Christen haben doch etwas zu sagen in dieser pluralen Welt." Dabei könne der Papst nur helfen. "Wir müssen aufpassen, dass wir im nächsten Jahr nicht nur uns selbst feiern."
Bei einem ökumenischen Gedenkgang am 24. September soll daran erinnert werden, dass in Köln Luthers Schriften vor dem Dom verbrannt wurden und auch Protestanten wegen Ketzerei hingerichtet worden seien, hieß es. Es sei erfreulich, dass auch der Katholikenausschuss zu diesem Gang einlade, sagte der Kölner Stadtsuperintendent Rolf Domning. Heute gehe es nicht mehr darum, dass die Konfessionen ihre Identität durch gegenseitiges Abgrenzen finden würden. Andererseits sollten die Unterschiede auch benannt werden, ohne Sorge haben zu müssen, dass die Ökumene gefährdet werde.