Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, fordert, die Deutsch-Pflicht bei ärztlichen Leistungen aufzuheben. Das Bundessozialgericht habe in einem "erschreckenden Urteil" festgestellt, dass die Amtssprache der deutschen Krankenversicherung Deutsch sei, sagte Montgomery dem "Hamburger Abendblatt" (Freitagsausgabe). Deswegen bestehe nur ein Anspruch auf Leistungen in deutscher Sprache. "Ich halte das für nicht mehr zeitgerecht", sagte der Ärztepräsident.
Es gebe in Deutschland viele sozialversicherungspflichtige Menschen, die nicht ausreichend Deutsch sprächen. Montgomery: "Wir kämpfen darum, dass man in Zukunft auch Dolmetscherservices für ausländische Patienten in der gesetzlichen Krankenversicherung mitberücksichtigt." Vorbildlich sei der Hamburger Weg, bei dem ein Dolmetscher per Video in das Sprechzimmer zugeschaltet werden kann.
Gleichfalls müssten sich Medizin und Gesellschaft "kultursensibel" auf die Flüchtlinge einstellen, fordert der Verbandspräsident. Man könne von Flüchtlingen verlangen, dass sie sich integrierten. Dies geschehe aber nicht an dem Tag, an dem der Flüchtling in Deutschland ankomme. "Wir müssen den Menschen dafür Zeit und Hilfestellung geben", so Montgomery.
In der kommenden Woche findet vom 24. bis 27. Mai in Hamburg der 119. Deutsche Ärztetag statt. Schwerpunktthema ist die Versorgung der Flüchtlinge.