Lilie kritisierte unnötige Verzögerungen durch "behäbige Verfahren", bei denen ein Amt auf das andere warte. "Diese Denke können wir uns nicht erlauben", sagte er. Nötig sei eine Kultur der Kooperation und Integration. Der Präsident von Diakonie Deutschland schlug Runde Tische und kommunale Bündnisse für Integration vor.
Der Theologe erklärte, auch die Wirtschaft sei sehr ungeduldig. Derzeit seien viele Menschen 15 bis 18 Monate in Wartestellung ohne Beschäftigung. "Wenn wir zu lange brauchen, arbeiten wir heute an der Parallelgesellschaft von morgen", warnte Lilie.
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Lilie hob das seit Monaten andauernde Engagement ehrenamtlicher Helfer hervor. Zugleich kritisierte er scharf den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der von einem "notariellen Ende der Willkommenskultur" gesprochen habe. Dieses Votum sei "unsäglich", sagte Lilie. Die Hilfsbereitschaft sei ein "Schatz der Zivilgesellschaft, der nicht leichtfertig durch populistische Sprüche konterkariert werden darf".
Ulrich Lilie steht seit zwei Jahren an der Spitze des Bundesverbandes Diakonie Deutschland, dem Sozialwerk der evangelischen Kirche. Die Diakonie beschäftigt bundesweit rund 460.000 feste und 700.000 ehrenamtliche Mitarbeiter und leistet Hilfe für rund zehn Millionen Menschen.