Angesichts von Spekulationen über eine baldige Einführung des weiblichen Diakonats veröffentlichte der Vatikan Äußerungen des Kirchenoberhaupts vom Vortag vor Ordensoberinnen. Demnach kündigte der Papst die Einsetzung einer kirchenhistorischen Untersuchungskommission an. Diese solle klären, welche Aufgaben Diakoninnen in den ersten christlichen Jahrhunderten übernahmen. "Es wird der Kirche gut tun, diesen Punkt zu klären", sagte Franziskus.
Schon heute nähmen Frauen in der katholischen Kirche Diakonendienste wahr. Ordensfrauen zufolge, die sich nach der Audienz am Donnerstag in Radio Vatikan äußerten, soll die Kommission auch ausloten, inwiefern Frauen zum Diakonenamt zugelassen werden könnten.
ZdK begrüßt Anstoß zur Debatte
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nannte die offenbar spontane päpstliche Ankündigung ein "sehr gutes Zeichen". Die Reform-Initiative "Wir sind Kirche" begrüßte den Anstoß einer neuen Debatte. Die Deutsche Bischofskonferenz wollte die Ankündigung einer Studienkommission indes nicht kommentieren, solange sie nicht offiziell beschlossen sei.
Laut Vatikanmitteilung sagte Franziskus während der Audienz auch, Frauen könnten keinesfalls die Predigt bei Eucharistiefeiern halten, da dies Priestern "in persona Christi" vorbehalten sei. Diese Position hatte Franziskus bereits früher vertreten; Frauen müssten in der Kirche "aufgewertet, nicht klerikalisiert werden", sagte er 2013. Das Diakonenamt in der katholischen Kirche gilt als unterste von drei Weihestufen, vor dem Priester- und dem Bischofsamt.
ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel reagierte am Freitag positiv überrascht auf die päpstliche Initiative: "Wir haben uns sehr gefreut. Das lässt hoffen", sagte sie im ZDF-"Morgenmagazin". Der Papst höre hin auf das, was nottue, wenn er mit Menschen rede.
"Es gibt eine strukturelle Ausgrenzung von Frauen von bestimmten Funktionen, vom Amt, nur weil sie Frauen sind, das kann man nicht so hinnehmen", sagte Lücking-Michel. Ein Frauendiakonat würde deutlich machen, dass die Kirche Frauen ernst nehme. Doch gehe es nicht nur darum, Gerechtigkeit Frauen gegenüber endlich umzusetzen. "Ich glaube, es ist eine Überlebensfrage für unsere Kirche, ob sie endlich erkennt, dass Frauen vorkommen müssen."
Das Diakonenamt in der frühen Christenheit sei - im Unterschied zu heute - mit dem Dienst an den Armen verbunden gewesen, erklärte die 54-jährige CDU-Politikerin. Auch deswegen sei es so wichtig, dass es weibliche Diakone gebe. Denn: "Das diakonische Gesicht der Kirche, das sind immer die Frauen." Die Traditionalisten und "Hüter der reinen Lehre" im Vatikan versuchten jetzt, das Thema klein zu halten, sagte Lücking-Michel. Es gehe tatsächlich erstmal nur um eine Prüfung, aber das heiße auch, "es muss nicht alles so bleiben, wie es war".
Katholische Frauen loben Signal des Papstes
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) sowie der Katholische Deutsche Frauenbund zeigte sich ebenfalls erfreut. Die kfd-Bundesvorsitzende Maria Theresia Opladen sagte: "Es wäre ein deutliches Signal für die Glaubwürdigkeit der Kirche, wenn in diese Frage sichtbare Bewegung käme." Das Diakonat bilde die Nachfolge des dienenden Christus in der Ämterstruktur der Kirche ab, daher müssten auch Frauen zu Diakoninnen geweiht werden. Frauenbund-Präsidentin Maria Flachsbarth sprach von einem "Zeichen für das Wirken des Heiligen Geistes". Die Zeit sei reif, Frauen zu Diakoninnen zu weihen.
Die Initiative "Wir sind Kirche" erklärte, Franziskus habe eine neue Debatte geöffnet. Jetzt komme es auf alle Katholiken - Bischöfe, Theologen und Laien - an, "das weiterzudenken". Gerade in Deutschland gebe es viele gute historische, theologisch-dogmatische und pastorale Untersuchungen zum Diakonat der Frau, hieß es. Diese müssten in die Kommissionsarbeit einbezogen werden, forderte die KirchenVolksBewegung.