Zur Zahl möglicher Opfer und Täter sagte Ackermann in dem Interview, dass bis jetzt rund 1.600 Betroffene Anträge auf Anerkennung und materielle Leistungen gestellt hätten. "Wie viele Täter sich dahinter verbergen, können wir erst mit der Studie sagen", sagte er weiter. Gegenstand der Studie sei auch die Frage, wie viele Täter aus ihren Ämtern entlassen wurden.
Bischof Ackermann betonte, die Kultur in der Kirche habe sich bei diesem Thema "verändert bis hin zur Spitze". Er räumte aber ein, es bestehe durchaus die Gefahr, dass das Thema gesellschaftlich, aber auch kirchlich wieder als weniger wichtig wahrgenommen werde: "Deshalb müssen wir an dem Thema dranbleiben." Hinter den erreichten Standards, etwa bei Fortbildungen, dürfe nicht wieder zurückgefallen werden. Die deutschen Bistümer hatten als Folge des Missbrauchsskandals ihre Richtlinien 2013 deutlich verschärft, ihre Mitarbeiter geschult und Ansprechpartner für Betroffene benannt.
Das Forschungsprojekt der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zum Thema "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen" soll Ende 2017 abgeschlossen werden. Es ist bereits das zweite Aufarbeitungsvorhaben, nachdem ein erstes Projekt mit dem Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer gescheitert war.
Am 28. Januar 2010 war durch einen Zeitungsbericht der jahrzehntelange sexuelle Missbrauch an Schülern am Berliner Canisiuskolleg bekannt geworden. Der Fall hatte eine Welle weiterer Enthüllungen ins Rollen gebracht, verbunden mit einer bundesweiten Debatte über den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in katholischen und anderen Einrichtungen. Die Enthüllungen sorgten für eine massive Vertrauenskrise in der katholischen Kirche, Zehntausende traten aus der Kirche aus.