"Derzeit kursieren viele Gerüchte über Flüchtlinge - wie Flüchtlinge angeblich sind, was sie angeblich tun, was sie angeblich denken und im Schilde führen", schreibt Bedford-Strohm in der Evangelischen Wochenzeitung für Bayern, dem "Sonntagsblatt" (Ausgabe 11). Zum Beispiel werde erzählt, dass Lebensmittel-Discounter schließen müssten, weil Flüchtlinge so viel klauen. Längst aber hätten Polizei und Supermärkte klargestellt, dass das nicht stimme. "Aber das Gerücht ist in der Welt", so Bedford-Strohm.
Auch in der Kirche werde kontrovers über die Flüchtlingspolitik diskutiert, erklärte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist. Die Kirchenleitung sei für einen offenen Umgang mit Flüchtlingen und werbe für eine von Humanität geprägte europäische Flüchtlingspolitik. Nicht alle Kirchenmitglieder seien allerdings mit den kirchlichen Stellungnahmen einverstanden. Es sei zwar Teil der protestantischen Diskussionskultur, unterschiedliche Meinungen auszutauschen. Dabei sei aber wichtig, "dass wir einander achten, den und die andere ernst nehmen und nichts Falsches über ihn oder sie erzählen", mahnte Bedford-Strohm.
Früher seien Gerüchte mündlich erzählt worden, sagte der evangelische Theologe mit Blick auf die Rolle von sozialen Netzwerken. "Heute verbreiten sie sich rasend schnell über die sozialen Medien im Netz. Sie bekommen lawinenartig noch größere Macht und Zerstörungskraft." Das erfordere von den Menschen mehr Achtsamkeit im Umgang mit dem, was unter dem "Hast du schon gehört?" weiterverbreitet werde, mahnte Bedford-Strohm. Ihm helfe es, nachzufragen, was tatsächlich geschehen und bewiesen ist - ob bei Betroffenen, der Polizei oder in seriösen Medien: "Das ist manchmal mühsam, aber es dient der Wahrheit."