Milliardenzusagen von Syrien-Geberkonferenz erwartet

epd-bild / Thomas Lohnes
Syrische Flüchtlinge im Libanon.
Milliardenzusagen von Syrien-Geberkonferenz erwartet
Inmitten einer humanitären Katastrophe in und um Syrien beklagen Hilfsorganisationen fehlende Unterstützung und ausstehende Zahlungen. Von der Geberkonferenz in London fordern sie entschlossene und weitreichende Hilfe.

Bei der Syrien-Geberkonferenz in London ringt die internationale Gemeinschaft am Donnerstag um Milliardenzusagen für die notleidende Bevölkerung, für Flüchtlinge und Nachbarländer. Auf Einladung Deutschlands, Großbritanniens, Norwegens, Kuwaits und der UN kommen mehr als 70 Regierungsvertreter in die britische Hauptstadt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reist offenbar mit der Zusage weiterer 500 Millionen Euro an.

Die Vereinten Nationen veranschlagen für dieses Jahr einen Bedarf an 7,7 Milliarden US-Dollar (7 Milliarden Euro). Für Notfallpläne in den Nachbarländern Syriens wird mit zusätzlichen 1,2 Milliarden Dollar gerechnet. Nach fünf Jahren Bürgerkrieg sind 22,2 Millionen Menschen auf internationale Hilfe angewiesen - 13,5 Millionen im eigenen Land, dazu 4,7 Millionen Flüchtlinge und gut vier Millionen Bürger der Staaten, die die meisten Flüchtlinge beherbergen.

Regierungssprecher Steffen Seibert kündigte am Mittwoch in Berlin an, die Bundesregierung werde "ihre finanziellen Zusagen substanziell erhöhen". Zahlen nannte er zunächst nicht. Nach Berichten der "Rheinischen Post" soll die Summe für die UNHCR-Flüchtlingshilfe im laufenden Jahr um 500 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden angehoben werden.

Mutiger Plan gefordert

Ein internationales Bündnis von mehr als 90 Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen forderte die Geberländer zu einem "mutigen Plan" zur Unterstützung der syrischen Flüchtlinge und der Aufnahmeländer in der Region auf. Dabei gehe es nicht nur um Geldzahlungen, erklärte der Zusammenschluss, zu dem unter anderem Oxfam und Amnesty International gehören. In London müsse die internationale Reaktion auf die Krise neu aufgestellt werden.

"Die Regierungen müssen mehr tun, um den Syrern zu helfen, in größerem Handlungsspielraum würdig zu leben", so die Nichtregierungsorganisationen. Auch die angrenzenden Länder müssten entlastet werden. Um das Leid der Menschen zu stoppen, müssten die Regierungen vor allem auch auf ein Ende des Krieges dringen.

Hilfsprogramme immer unterfinanziert

"Wir erleben in Syrien und den Anrainerstaaten die größte humanitäre Katastrophe seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Dennoch waren 2015 die Hilfsprogramme für syrische Flüchtlinge zu 50 Prozent unterfinanziert", kritisierte der deutsche entwicklungspolitische Dachverband Venro. "Dieser Skandal darf sich 2016 nicht wiederholen." Die Organisation ONE forderte zugleich, dass die Mittel zur Bewältigung der Krise nicht zulasten von bereits bestehenden Zusagen bereitgestellt werden dürften.

Die Welthungerhilfe rief die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, in London auch der Forderung an die Kriegsparteien Nachdruck zu verleihen, die Belagerung von Städten zu beenden. Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" schätzt, dass zwischen 1,5 und zwei Milliarden Syrern von humanitärer Hilfe abgeschnitten sind.Das UN-Kinderhilfswerk warnte vor einer verlorenen Generation in dem Bürgerkriegsland. Die Zukunft der syrischen Mädchen und Jungen sei in Gefahr, wenn nicht mehr Mittel für Bildung bereitgestellt würden. Fast fünf Jahre nach Beginn des Konflikts gehen Unicef zufolge 2,1 Millionen Kinder und Jugendliche in Syrien und 700.000 syrische Flüchtlingskinder in den Nachbarländern nicht zur Schule.