Festnahmen nach Angriffen auf Flüchtlinge in Stockholm

Festnahmen nach Angriffen auf Flüchtlinge in Stockholm
Eine Gruppe von maskierten Männern hat in Stockholm offenbar gezielt Jagd auf Flüchtlinge gemacht. Bis zu 100 Vermummte hätten im Zentrum der schwedischen Hauptstadt insbesondere jungen Migranten und Flüchtlingskindern aus Nordafrika Gewalt angedroht, schrieb die Zeitung "Aftonbladet". Innenminister Anders Ygeman verurteilte die Übergriffe aus der Nacht vom Samstag. Rassistischen Gruppen, die Drohungen verbreiten und Hass in der Öffentlichkeit säen würden, müsse man entschieden begegnen, sagte er in einer von der Nachrichtenagentur TT veröffentlichten Stellungnahme.

Nach einem Augenzeugenbericht wurden auch Ausländer attackiert, wie "Aftonbladet" schrieb. Auch ein Polizeibeamter in Zivil wurde demnach angegriffen. Die Täter hätten Flugblätter mit der Aufschrift "Es reicht jetzt" mit sich geführt. Vier der dunkel gekleideten Männer seien noch in der Nacht festgenommen worden. In Presseberichten hieß es, die Täter gehörten der Fußball-Hooliganszene an.

Zu den Taten äußerte sich eine Neo-Nazi-Bewegung, wie unter anderem das englischsprachige Nachrichtenportal "The Local" am Samstag berichtete. Auf der Webseite "Nordfront" habe die Gruppierung erklärt, die Männer hätte Gegend um den Zentralbahnhof von kriminellen Einwanderern aus Nordafrika "gesäubert".

Hintergrund für den Gewaltaufruf könnte nach Medienspekulationen der Mord an einer Helferin in einem Flüchtlingsheim nahe Göteborg sein. Die Frau war vor wenigen Tagen von einem minderjährigen Asylsuchenden erstochen worden. Die jüngsten Entwicklungen gelten als Indiz für die wachsenden Spannungen im Land angesichts der Flüchtlingskrise.
 
Gemessen an der Einwohnerzahl hat kein EU-Staat mehr Flüchtlinge aufgenommen als Schweden. Allein im vergangenen registrierte das skandinavische Land mit seinen knapp zehn Millionen Bewohnern mehr als 160.000 Asylbewerber registriert.
Inzwischen hat die Regierung verschärfte Grenzkontrollen eingeführt. Demnach muss seit Anfang Januar jeder, der per Bahn, Bus oder Fähre von Dänemark nach Schweden einreisen will, einen gültigen Ausweis oder Reisepass vorzeigen. Am Donnerstag kündigte Innenminister Ygeman zudem an, Schweden wolle bis zu 80.000 Asylsuchende abschieben, deren Anträge abgelehnt worden seien.