Der Europabeauftragte der Hilfsorganisation Pro Asyl, Karl Kopp, hält auch einen weiteren Zuzug von Flüchtlingen nach Deutschland für bewältigbar. Gleichzeitig warnte er aber am Samstag im Deutschlandradio Kultur davor, dass sich die Debatte über Flüchtlinge nach den massiven Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht populistisch auflade. Die massiven Übergriffe seien ein "widerwärtiges Ereignis", sagte Kopp. "Es ist nicht akzeptabel, dass Frauen Freiwild sind." Es dürfe nicht zugelassen werden, dass sexualisierte Gewalt so um sich greife.
Gleichzeitig mahnte Kopp angesichts einer Diskussion, in der "auch Menschen ihre rassistischen Vorbehalte" bedient sehen wollten, davor, dass "die Stimmung noch mehr vergiftet wird." Noch gebe es einen starken Rückhalt in der Zivilbevölkerung für die Aufnahme von Flüchtlingen. "Das wichtigste Land, das den Flüchtlingsschutz noch organisieren kann, gemeinsam mit einer Koalition der Willigen, ist Deutschland."
Auch nach den Vorfällen von Köln sei die Bevölkerung bereit, Flüchtlinge willkommen zu heißen, betonte Kopp: "Wir haben immer noch die Situation, dass wir eine sehr bemerkenswerte Zivilgesellschaft haben." Es sei wichtig, die Arbeit der Helferinnen und Helfer, die sich jeden Tag "aufopferungsvoll für ein Ankommen der Flüchtlinge einsetzen", nicht zu erschweren. "Und da muss man in der augenblicklichen Debatte aufpassen, dass sie sich nicht populistisch auflädt und eben vergiftet."
Die CSU-Forderung nach einer konkreten Zuzugsobergrenze von maximal 200.000 Flüchtlingen jährlich nannte Kopp "unrealistisch und rechtlich nicht umsetzbar". Das verstoße gegen das Völker- und Europarecht. Pro Asyl gehe davon aus, dass auch weiterhin Flüchtlinge nach Europa strebten. Eine "Scheindebatte" um Begrenzung sei dabei wenig hilfreich, lenke ab und bündele die Energien in die falsche Richtung. Kopp plädierte für organisierte und legale Verfahren der Einreise von Flüchtlingen nach Europa anstelle der bisherigen oft tödlichen Wege.