Wie das Jesuskind damals mit seinen Eltern vor den Mordplänen des Herodes habe fliehen müssen, müssten auch heute noch Kinder vor ihren Feinden fliehen, die ihnen sogar das "nackte Überleben" missgönnten, schreibt das Ehrenoberhaupt von rund 300 Millionen orthodoxen Christen in seiner Weihnachtsbotschaft. In heutiger Sprache sei das Jesuskind ein "politischer Flüchtling".
Deshalb seien noch heute alle Gesellschaften dazu verpflichtet, "den Schutz der Kinder zu gewährleisten und ihr Recht auf Leben und Ausbildung zu respektieren", schreibt der 75-jährige Bartholomäus. Dies könne nur in einer "traditionellen Familie auf der Grundlage der Prinzipien von Liebe, Mitmenschlichkeit und Solidarität" garantiert werden. Angesichts der wachsenden Flüchtlingszahlen seien die Menschen, die in Frieden und einer gewissen Sicherheit lebten, verpflichtet, "ihnen unsere tatkräftige Solidarität und Liebe zu zeigen".
König Herodes, der nach biblischer Überlieferung aus Angst vor einem neuen Herrscher den Säugling Jesus töten wollte, steht nach Ansicht von Bartholomäus exemplarisch für heutige Machthaber: Um ihre weltliche Macht zu retten, wählten sie Vernichtung und Vertreibung.
Im Kreis der orthodoxen Kirchenoberhäupter in der Welt nimmt Bartholomäus den Rang eines Ersten unter Gleichen ein.