Trauer um einen großen Musiker: Der Dirigent Kurt Masur ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 88 Jahren im US-Staat Connecticut, wie die New Yorker Philharmoniker mitteilten. Der 1927 im niederschlesischen Brieg geborene Masur leitete mehrere international renommierte Orchester, darunter lange Jahre das Leipziger Gewandhausorchester sowie die New Yorker Philharmoniker und das London Philharmonic Orchestra.
Gauck: Brillanter Musiker, großer Humanist
Bundespräsident Joachim Gauck würdigte Masur als brillanten Musiker, großen Humanisten und engagierten Kosmopoliten. Er erinnerte auch an Masurs Rolle im Herbst 1989, als es darum ging, bei den Leipziger Montagsdemonstrationen gewaltsame Auseinandersetzungen zu verhindern. "Mit Kurt Masur verlieren wir einen großen Dirigenten und einen großartigen Menschen" schrieb Gauck in einem Beileidsschreiben an Masurs Frau Tomoko Sakurai-Masur.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von einem der "bedeutendsten Dirigenten des 20. und 21. Jahrhunderts" und nannte Masur "einen großen Deutschen". In der Musik habe er stets die Botschaft von Menschlichkeit und Verständigung gesucht.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte den Musiker als einen "der besten Kulturbotschafter seines Landes". Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte, Masur habe Deutschland musikalisch und politisch in entscheidender Weise geprägt.
"Die Musikwelt verliert eine herausragende Musikerpersönlichkeit"
In einer Erklärung des Leipziger Gewandhausorchesters, dessen Kapellmeister Masur von 1970 bis 1996 war, hieß es, "die Musikwelt verliere eine herausragende Musikerpersönlichkeit. Kapellmeister Riccardo Chailly sagte, Masur habe das Gewandhausorchester musikalisch nachhaltig geprägt. Im Hauptfoyer von Masurs langjähriger Wirkungsstätte wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt. Der Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker, Alan Gilbert, nannte die Zeit unter Masur von 1991 bis 2002 eine goldene Ära für das Orchester.
Die sächsische Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) würdigte Masur als akribischen Künstler und freiheitsliebenden Menschen mit Haltung und Bescheidenheit. "Wir werden ihn vermissen," sagte sie.
Der Musiker und Dirigent litt seit Jahren an Parkinson. Im Herbst 1989 gehörte er in der DDR zu den Unterzeichnern des Aufrufes "Keine Gewalt", mit dem Montagsdemonstranten und Staatsgewalt zum Dialog aufgefordert wurden. 1993 wurde Masur als möglicher Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten gehandelt.
Nach einer Lehre zum Elektriker hatte er ein Musikstudium in Breslau begonnen, das er nach dem Zweiten Weltkrieg an der Leipziger Musikhochschule fortsetzte. Künstlerisch erregte er Mitte der 1970er Jahre international Aufsehen, als er weltweit erstmalig das sinfonische Gesamtwerk Dmitri Schostakowitschs in einem Zyklus von 20 Konzerten aufführte. In den 1980er Jahren erlebte das Gewandhaus eine "Uraufführungswelle" mit 90 Kompositionen, wie es im Nachruf des Leipziger Klangkörpers hieß.
Das Kondolenzbuch im Leipziger Gewandhaus ist ab Montag zugänglich (Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr).