Heiliges Jahr in Hochsicherheitszone

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Als erste durchschritten Papst Franziskus (links) und sein emeritierter Vorgaenger Benedikt XVI. (rechts) die Heilige Pforte.
Heiliges Jahr in Hochsicherheitszone

Der Papst hat die Heilige Pforte am Petersdom geöffnet. Unter dem Eindruck von Warnungen vor Terroranschlägen sind die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden. Viele Pilger haben ihre Buchungen storniert.
08.12.2015
epd
Bettina Gabbe (epd)

Rom (epd)Als Papst Franziskus im März ein außerordentliches Heiliges Jahr der Barmherzigkeit ausrief, freute Rom sich auf Pilgerströme und die damit verbundenen zusätzlichen Einnahmen aus dem Fremdenverkehr. Wenige Wochen nach den Terroranschlägen von Paris präsentiert sich die Ewige Stadt zum Start des Jubiläumsjahrs nun bis an die Zähne bewaffnet.

Wie sein Vorgänger Johannes Paul II. stieß Franziskus die Heilige Pforte des Petersdoms mit bloßen Händen auf. Als erste durchschritten er und sein emeritierter Vorgänger Benedikt XVI. die Pforte, die zwischen den Heiligen Jahren verschlossen ist. Für Franziskus steht sie nicht nur für den damit nach katholischer Lehre verbundenen Ablass von Sünden, sondern auch für die Öffnung der Kirchentore zur Welt durch das Zweite Vatikanische Konzil. Deshalb fiel die Eröffnung des Heiligen Jahres zusammen mit dem 50. Jahrestag des Abschlusses der Reformversammlung katholischer Bischöfe in Rom.

Polizeikontrollen im Straßenverkehr

In den nächsten zwölf Monaten werden Millionen Pilger in Rom erwartet. Unter dem Eindruck von Warnungen vor Terroranschlägen haben allerdings viele Pilger ihre Hotelbuchungen in Rom zunächst storniert. Dennoch standen Zehntausende Gläubige, die an dem kirchlichen Großereignis unter freiem Himmel teilnehmen wollten, bereits in der Nacht zum Dienstag an den zahlreichen Metalldetektoren Schlange, die an den Zugängen des Petersplatzes die Besucher kontrollieren. Vor dem Durchschreiten der Heiligen Pforte müssen sie sich im Internet anmelden. Erstmals ließ sich das Vatikanfernsehen CTV bei der Bildregie für die weltweite Liveübertragung vom deutschen Filmregisseur Wim Wenders beraten. Am Abend sollten Fotos international renommierter Fotografen auf die Fassade des Petersdoms projiziert werden, um parallel zur Weltklimakonferenz von Paris für Umwelt- und Klimaschutz zu werben.

Der römische Präfekt Franco Gabrielli hatte für den Festtag ein Flugverbot über Rom verhängt. Im gesamten Stadtgebiet galt aus Furcht vor Anschlägen ein Fahrverbot für Tanklaster mit Benzin und Gas. Bereits in den vorangegangenen Wochen hatten sich die Römer an Polizeikontrollen im Straßenverkehr gewöhnen müssen.

"Es ist das erste Heilige Jahr in der Epoche des Islamischen Staats", begründete der Stadtpräfekt die Sicherheitsvorkehrungen. Während des gesamten Jubiläumsjahres werden zusätzlich 2.000 Soldaten und Polizisten mögliche Anschlagsziele in Rom schützen. Die Regierung stellte 45 Millionen Euro für die verschärften Sicherheitsmaßnahmen zur Verfügung.

Heilige Pforten auf der ganzen Welt

Nach dem Willen des Papstes müssen Gläubige allerdings nicht nach Rom reisen, um das Heilige Jahr zu feiern. Erstmals sollen in allen Diözesen weltweit Heilige Pforten eröffnet werden. Die erste eröffnete Franziskus vor gut einer Woche in der Kathedrale von Bangui, der Hauptstadt der krisengeschüttelten Zentralafrikanischen Republik.

"Durch diese Pforte einzutreten bedeutet, die Tiefe der Barmherzigkeit des Vaters zu entdecken, der alle aufnimmt und jedem persönlich entgegengeht", sagte das Kirchenoberhaupt in seiner Predigt im Gottesdienst am Dienstag vor Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz. Zusätzlich zu den Heiligen Pforten in den vier Patriarchalbasiliken Roms ließ Franziskus in einer Suppenküche am römischen Hauptbahnhof eine Heilige Pforte installieren, die er in der kommenden Woche öffnen wird.

Franziskus bestimmte zudem die Tür einer jeden Gefängniszelle weltweit zur Heiligen Pforte. Die Chance zur inneren Erneuerung und Umkehr durch den Ablass gelte für die Häftlinge ebenso wie für die Pilger. "Den Ablass werden sie jedes Mal erlangen können, wenn sie durch die Tür ihrer Zelle gehen und dabei ihre Gedanken und ihr Gebet an Gottvater richten", betonte der Papst, der immer wieder Haftanstalten aufsucht.