Das ehemalige Mitglied im Politbüro der SED starb am Sonntag im Alter von 86 Jahren in Berlin. Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte der Witwe Irina Schabowski.
Schabowski wurde vor allem berühmt durch die Pressekonferenz am 9. November 1989, bei der er neue Ausreiseregelungen für DDR-Bürger bekannt gab. Schabowskis Äußerung, dies trete "sofort, unverzüglich" inkraft, bedeutete de facto den Fall der Mauer.
Gauck erklärte, seine Erinnerungen an den ehemaligen Funktionär seien zwiespältig. Lange Zeit sei Schabowski "eine Führungsfigur im Kreis meiner Unterdrücker gewesen", schrieb Gauck, der 1989 als Rostocker Pfarrer aufseiten der DDR-Opposition stand und sich als Bürgerrechtler einen Namen machte.
Das Staatsoberhaupt würdigt aber auch Schabowskis Bemühungen um Aufklärung nach der deutschen Wiedervereinigung. "Er hatte sich auf den Weg einer zwar späten, aber ungeheuer intensiven Aufarbeitung auch der eigenen Rolle in einem menschenverachtenden Zwangsbeglückungssystem begeben", schreibt Gauck. Dabei habe Schabowski sich selbst nicht geschont. Er sei das wohl einzige Mitglied des SED-Führungszirkels gewesen, das zu "radikaler Umkehr und auch zur Anerkennung eigener Schuld bereit und fähig war", so Gauck.