Während die Zahl der Hungernden weltweit nach UN-Angaben auf unter 800 Millionen Menschen gesunken ist, rückt die Mangelernährung stärker in den Fokus. Das Fehlen wichtiger Mikronährstoffe nehme den Menschen die Chance auf Gesundheit und schade ihrer Lern- und Leistungsfähigkeit, erklärte das evangelische Hilfswerk mit Blick auf den Welternährungstag am 16. Oktober.
Frauen und Mädchen kommen dem Bericht zufolge in vielen Gesellschaften am Familientisch traditionell zu kurz: Unter dem Vorwand, Männer würden besonders hart arbeiten, erhielten sie größere Portionen oder das einzige Stück Fleisch. Bei vielen Frauen sei dies jedoch eine Leugnung der Tatsachen - mit lebensbedrohlichen Folgen, warnte Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von "Brot für die Welt". "Besonders in armen Gesellschaften des Südens arbeiten Frauen körperlich - speziell in der Landwirtschaft - häufig härter als Männer und haben daher einen hohen Bedarf an Nährstoffen."
In Südostasien beispielsweise seien die Arbeitskräfte im Reisanbau zu 90 Prozent weiblich. Weltweit seien allein 528 Millionen Frauen im gebärfähigen Alter durch Eisenmangel von Blutarmut (Anämie) betroffen. Damit seien sie besonderen Risiken ausgesetzt. Viele Todesfälle von Frauen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt ließen sich auf Blutarmut zurückführen. Dass die Mangelernährung ein weibliches Gesicht habe, sei eine Folge der Diskriminierung, etwa beim Landbesitz, heißt es in der Studie "Frauen hungern anders - Geschlechtergerechtigkeit hilft gegen Stillen Hunger".
"Wir brauchen im Kampf gegen Hunger und Mangelernährung Geschlechtergerechtigkeit", sagte Füllkrug-Weitzel. Technische Lösungen, wie Vitamin-Zusätze im Trinkwasser könnten das Problem nicht lösen. "Wir müssen die Armut von Frauen wirksam bekämpfen und ihre Rechte auf Bildung, Arbeit und Gesundheit stärken, so dass sie die Voraussetzungen haben, die sie brauchen, um sich und ihre Familien gesund ernähren zu können."