Es gehe darum, "die Kirche im Dorf" zu lassen, sagte Kahnt am Montag bei der Mitgliederversammlung des Verbands in Bremen. Volkskirchliche Strukturen dürften nicht weiter wegrationalisiert werden.
"Zentralisierung zerstört stabile dezentrale Strukturen. Sie nimmt Menschen nicht ernst, die sich bisher in hohem Maße engagiert haben", sagte Kahnt. Zentralisierung missachte "die Bereitschaft, Kirche vor Ort demokratisch zu verantworten".
Derzeit sei der Umgang mit Flüchtlingen eine Bewährungsprobe für alle Menschen, die haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche arbeiten, sagte Kahnt und sprach von einer "christlichen Nagelprobe". Dazu könne auch gehören, sich unbeliebt zu machen und Ablehnung auszuhalten. Kahnt forderte seine Pfarrer-Kollegen dazu auf, "der größten Not abzuhelfen, vor allem Flüchtlinge an ihrem Ort, in ihrem Stadtteil, in ihrer Einrichtung willkommen zu heißen und menschlich anzunehmen".
Der Pfarrerverband vertritt nach eigenen Angaben bundesweit 20.000 Pfarrerinnen und Pfarrer in 22 Mitgliedsvereinen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und gibt monatlich das "Deutsche Pfarrerblatt" heraus. Zur Mitgliederversammlung schicken die Pfarrvereine Delegierte.
Gegen Leistungsbesoldung für Pfarrer
Mit Blick auf die Arbeitsbedingungen wandte sich der Verbandsvorsitzende erneut gegen die Idee einer Leistungsbesoldung für Pfarrer. Eine Bezahlung nach Leistung sei "dem Pfarrberuf wesensfremd, weil die berufliche Leistung von Pfarrerinnen und Pfarrern nicht objektiv messbar ist", sagte Kahnt. Zwar könnten Dienste gezählt werden, doch "Zahlen erzählen nichts über die geistliche Dimension". Den Vorschlag, Pfarrer nach Leistung zu bezahlen, hatte im November 2014 der Vorsitzende des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer, der ehemalige McKinsey-Berater Peter Barrenstein, gemacht.
Von der EKD forderte Kahnt zudem, die Kosten für einen hauptamtlichen Vorsitzenden des Pfarrverbandes zu übernehmen. Seine persönliche Beurlaubung durch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg sei zwar "ein Glücksfall", sagte Kahnt. Doch der Verband könne nicht alle sechs Jahre überlegen, wer genügend Zeit und Finanzen aufbringe, um für den Vorsitz zu kandidieren.