"Der Inhalt des christlichen Glaubens wird in sein Gegenteil verkehrt, wenn das Wort 'christlich' als Argument für die Abschreckung von Flüchtlingen verwendet wird", sagte der bayerische Landesbischof den "Nürnberger Nachrichten" (Donnerstagsausgabe). Es sei zentraler Bestandteil des christlichen Glaubens, Fremde aufzunehmen und Schwachen zu helfen.
Bedford-Strohm sagte, er rechne durch die Grenzschließungen und neue Grenzzäune nicht mit einer Verbesserung der Situation. Vielleicht entstehe dadurch "sogar noch mehr Chaos". Auf jeden Fall ließen sich die Flüchtlingsströme durch Zäune und Stacheldraht nicht stoppen, sondern würden nur umgeleitet. Der EKD-Ratschef forderte von der Politik eine "Grundverständigung" darüber, "was wir in Europa wollen und was unsere gemeinsamen Werte sind". Es sei "schwer fassbar", dass es nicht gelinge, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen so mit Geld auszustatten, damit es Nahrung für Flüchtlinge kaufen könne.
Der evangelische Theologe zeigte sich überzeugt, "dass diese Krise unserer Kirche neue Kraft gibt". Es sei für ihn "beglückend zu sehen, wie viele Menschen in ihren Gemeinden jetzt wirklich zur Stelle sind, wenn es darum geht, den Glauben zu bewähren".
Bedford-Strohm wandte sich zugleich auch gegen Kritik, die Kirchen würden nicht genügen Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Man tue alles, "was wir können", auch Gemeindehäuser seien "keine Tabus" mehr. Allerdings lehnten die Behörden oftmals Angebote mit dem Hinweis ab, dass sich die Gebäude der Gemeinden nicht für die Unterbringung eignen.