Der 31-Jährige berichtet seit Tagen vom Münchner Hauptbahnhof, wo innerhalb einer Woche mehr als 40.000 Flüchtlinge angekommen sind - vor allem Syrer.
Deutschland sei zwar das erklärte Ziel von vielen Syrern, räumte Alissa ein. Die älteren Menschen aber wollten ihr Land gar nicht verlassen. Sein Vater beispielsweise sei 70 Jahre alt: "Er will nicht in Deutschland sterben, und er will in seinem Alter auch keine neue Sprache mehr lernen." Es gebe viele Syrer, die so denken, betonte Alissa, der 2003 zum Studieren nach Tübingen kam und nach der Revolution in Syrien in Deutschland Asyl beantragte.
Die Mehrheit der in Deutschland ankommenden Syrer komme jedenfalls nicht wegen des Geldes, betonte der Exil-Syrer. "Sie wollen dem Staat nicht auf der Tasche liegen, sondern schnellstmöglich arbeiten." Viele Syrer hätten schließlich in ihrer Heimat gut verdient oder eigene Geschäfte gehabt. Deutschland sei nach Meinung vieler Syrer ein finanziell starkes Land mit einem gut funktionierenden demokratischen System. Sie glaubten, dass in einem solchen Land bestimmt Arbeit zu finden sei.
Alissa äußerte die Befürchtung, dass es sein Heimatland bald nicht mehr gebe, wenn sich nicht rasch die politische Lage ändere. Dazu müsse aber Machthaber Baschar al-Assad gestürzt werden. Von insgesamt 23 Millionen Syrern seien elf Millionen im In- und Ausland auf der Flucht - etwa vor dem Assad-Regime oder dem Terror des Islamischen Staates. Solche Zahlen machten ihn traurig, sagte Alissa. Er selbst sei 2006 das letzte Mal in Syrien gewesen. Seitdem habe er auch seine Eltern nicht mehr gesehen.