"Viele tausend Menschen sind in den vergangenen Monaten und Jahren auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen", heißt es in dem Aufruf des Rogate-Klosters. "Das Geläut unserer Kirchenglocken soll uns erinnern, für die Toten zu beten und für das Leben der Flüchtlinge einzutreten." Engagierte in Willkommensbündnissen für Flüchtlinge, Politiker wie Renate Künast und Gregor Gysi und die Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Tempelhof-Schöneberg hatten sich dem Aufruf angeschlossen.
Renate Künast von Bündnis 90/Die Grünen sagte: "Das Läuten der Glocken gibt uns die Möglichkeit, inne zu halten und an die zu denken, die auf der Flucht gestorben sind." Das Läuten solle außerdem eine Mahnung sein: "Wir dürfen Flüchtenden die Rettung nicht unmöglich machen. Fluchtwege dürfen nicht lebensgefährlich sein."
Auch die Evangelische Kirche Österreichs beteiligt sich an der Aktion, dort läuten die Glocken bereits um 15:00 Uhr. Nach Einschätzung des Rogate-Klosters wollen am Freitagabend mindestens 400 Kirchen in Deutschland und 350 in Österreich ihre Glocken läuten. In Berlin werden unter anderem die Freiheitsglocke des Rathauses Tempelhof-Schöneberg und das Geläut der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche zu hören sein.
"In unseren Gottesdiensten und täglichen Andachten beten wir regelmäßig für die Menschen, die vor Krieg und Gewalt auf der Flucht sind, und besinnen uns auf unsere Verantwortung, Mitmenschen in Not beizustehen", sagte Martin Germer, Pfarrer in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. "Das gemeinsame Gedenkläuten vieler Kirchen nimmt diese Gebete auf und möchte alle, die sich für Zuflucht suchende Menschen einsetzen, in ihrem Engagement bestärken."
Der Kirchenkreis Berlin-Schöneberg und das Rogate-Kloster laden außerdem für den 2. Oktober um 20.15 Uhr, im Anschluss an das Totengeläut, zu einem zentralen Berliner Gedenk-Gottesdienst für auf der Flucht verstorbene Menschen ein. In dem Gottesdienst in der Zwölf-Apostel-Kirche Schöneberg wollen die Christen für die vielen Menschen beten, die auf ihrer Flucht ihr Leben gelassen haben, ertrunken, erstickt oder erschlagen worden sind. Die Feier solle "ein Ausdruck unserer Trauer und unser Protest gegen das Sterben und das Zögern Europas" sein, heißt es in der Einladung. Der ökumenische Gottesdienst solle aber auch Mut machen, sich weiterhin für geflüchtete Menschen in Deutschland zu engagieren.