Das ergab eine Umfrage der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagsausgabe) unter den 27 deutschen Bistümern, von denen elf über Erhebungen der Austritte nach Altersgruppen verfügen. Demnach verließen im Jahr 2014 in diesen elf Bistümern fast doppelt so viele über 60-Jährige die Kirche wie im Jahr zuvor.
Im Bistum Essen traten dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr 764 über 60-Jährige aus, 2013 waren es noch 341. Im Erzbistum Hamburg sei die Zahl von 330 auf 886 gestiegen, hieß es. In Freiburg kehrten 2013 noch 950 Senioren der katholischen Kirche den Rücken, ein Jahr später waren es 2.185. Das Bistum Bamberg verzeichnete einen Anstieg von 1.470 Austritten auf 2.074 und das Bistum Limburg von 399 auf 537.
Der Anteil der Senioren an allen Ausgetretenen ist aber nach wie vor vergleichsweise gering: Er liege in den einzelnen Bistümern bei etwa sechs bis acht Prozent, heißt es in dem Bericht. Allerdings sei im Bistum Münster mittlerweile jeder zehnte Ausgetretene älter als 60 Jahre.
"Epochaler Umbruch" in der Kirche
Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner sprach angesichts der Entwicklung von einem "epochalen Umbruch" in der Kirche. "Die Institutionen tragen nicht mehr, es zählt allein die persönliche Entscheidung", sagte Zulehner der Zeitung. Nach seiner Einschätzung könnte es in den kommenden Jahren zu einer Art "stellvertretenden, sympathischen Kirchlichkeit ohne Mitgliedschaft" kommen, ähnlich wie bei Gewerkschaften.
Auch insgesamt gesehen haben die beiden großen Kirchen in Deutschland im vergangenen Jahr mehr Mitglieder als in den Jahren zuvor verloren. Nach im Juli veröffentlichten Zahlen gab es bei der katholischen Kirche einen Rückgang von 230.000 Gläubigen, bei der evangelischen Kirche von 410.000. Im Jahr 2014 traten demnach aus der katholischen Kirche knapp 218.000 Menschen aus, im Vorjahr waren es knapp 179.000 gewesen. Auch die evangelische Kirche verlor 2014 deutlich mehr Mitglieder als in den Jahren zuvor.