25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung sei das Interesse an Akteneinsicht ungebrochen: "Jeden Monat gehen noch mehr als 5.000 Anträge ein", sagte Jahn der "Berliner Morgenpost" (Sonntagsausgabe). "Wer da denkt, dass dann wohl Zeit für einen Schlussstrich gekommen ist, liegt falsch. Aufklärung hat kein Verfallsdatum", fügte er hinzu.
Eine Experten-Kommission berät derzeit, wie es mit der Stasi-Unterlagen-Behörde nach 2019 weitergehen soll. In vier Jahren läuft das entsprechende Gesetz für die Behörde aus.
Jahn vermutet, dass viele Antragsteller eine gewisse Zeit und Abstand benötigt haben, bevor sie sich mit ihrer Geschichte in der DDR befassen konnten: "Manche haben Angst gehabt, aus den Akten Sachen zu erfahren, mit denen sie nicht umgehen können. Andere wiederum sagen, jetzt seien sie Rentner und hätten Zeit, die Dinge ihres Lebens zu ordnen." Viele seien auch von ihren Kindern oder Enkeln angestoßen worden, doch auch einmal in ihren Akten zu schauen, wie die Stasi in das Schicksal der Familie eingegriffen hat.
"Die Aufarbeitung von Unrecht zieht sich über mehrere Generationen hin", sagte Jahn weiter. Der Behördenchef appellierte an die heutige Jugend, ihre Eltern zu befragen, welche Rolle sie im DDR-Staat gespielt haben. Das Gleiche gelte für Ost und West. "Es hat auch etwas mit ihrem eigenen Leben zu tun, mit Werten in unserer Gesellschaft", sagte Jahn.