Nach einem Brandanschlag auf die Brotvermehrungskirche im nordisraelischen Tabgha hat eine Delegation des Zionistischen Lagers, Israels größte Oppositionspartei, Solidarität mit den Christen bekundet. Sie besuchte das deutsche Benediktinerkloster am Freitag. Politiker aller Parteien verurteilten den Gewaltakt, bei dem in der Nacht zum Donnerstag zwei Männer leichte Rauchvergiftungen davontrugen. Das Atrium, eine Lagerhalle mit Stühlen und der Durchgang zwischen der Kirche und dem neuen Kloster sind bei dem Brand nahezu komplett abgebrannt.
Regierungschef Benjamin Netanjahu beauftragte den inländischen Geheimdienst Schin Beth mit der Untersuchung des Anschlags. An eine der Außenwände sprühten die Täter in Anlehnung an ein jüdisches Gebet mit roter Farbe den Spruch: "Die falschen Götter werden zerschmettert werden". Die Vereinte Liste der arabischen und antizionistischen Abgeordneten im Parlament rief zur sofortigen Beurlaubung von Polizeichef Johanan Danino auf. Die Liste verurteilte den "rassistischen Akt" und warf der Regierung vor, nicht genug gegen "rechtsextremistische Organisationen" zu unternehmen.
Isreal soll für Christen sicher bleiben
Der Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilte den Brandanschlag auf die Kirche in Tabgha. Angriffe auf religiöse Stätten seien durch nichts zu rechtfertigen, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster am Freitag in Berlin. Er äußerte die Hoffnung, dass die Täter schnell gefasst werden. "Israel ist ein sicherer Ort für Christen und wird es bleiben", ergänzte Schuster.
Der Tatverdacht richtet sich gegen jüdische Fanatiker und extremistische Siedler im besetzten Westjordanland, die in den vergangenen Jahren unter dem Slogan "Preisschild" wiederholt islamische und christlichen Stätten beschädigt hatten. Die Polizei nahm nach Angaben der Tageszeitung "Haaretz" noch am Donnerstag 16 Jeschiwa-Schüler fest, musste die jungen Männer aus Mangel an Beweisen jedoch noch am gleichen Tag wieder entlassen. Seit Beginn der "Preisschild"-Operationen vor vier Jahren ist noch kein einziger Fall vor Gericht gekommen.
Pater Nikodemus Claudius Schnabel von der Dormitio-Abtei in Jerusalem, die für die Brotvermehrungskirche zuständig ist, sorgt sich derzeit vor allem um die Gesundheit des 80-jährigen Mönchs, der ebenso wie ein junger Volontär aus Deutschland mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert musste. Der "Jerusalem Post" sagte Schnabel, dass das attackierte Gotteshaus mehr als nur eine Kirche sei, sondern "ein kleines Paradies". Täglich besuchten 5.000 Pilger Tabgha.
Die katholische Kirche befindet sich an dem Ort, an dem Jesus Christus bei der Speisung der Fünftausend eines seiner größten Wunder vollbrachte, indem er fünf Brote und zwei Fische vermehrte. Der Deutsche Verein vom Heiligen Land hatte das Gelände 1889 erworben. Auf diesem befinden sich die byzantinische Brotvermehrungskirche mit Mosaiken mit Tier- und Pflanzendarstellungen sowie die Klosteranlage.