Wie würden Sie in einem in einem Satz das Ziel des Dialogratgebers zusammenfassen?
Wie kam es zu diesem gemeinsamen Projekt des Kordinationsrates der Muslime (KRM) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): Was war der Anstoß und von wem ging die Initiative aus?
Görrig: Die Idee zu diesem Ratgeber geht auf das jährliche Spitzentreffen zwischen Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Koordinationsrates der Muslime (KRM) zurück. Aus den gemeinsamen Konsultationen heraus erwuchs im Jahr 2012 das Bedürfnis, das, was zum Dialog gemeinsam gesagt werden kann, auch gemeinsam zu sagen. Der ursprüngliche Arbeitstitel lautete: "Interreligiöser Knigge".
"Das Feedback war überwiegend positiv"
Wie setzten sich die Arbeitsgruppen für den Dialogratgeber zusammen?
Görrig: Die im Frühjahr 2013 eingerichtete Steuerungsgruppe zur inhaltlichen Vor- und Nachbereitung der Spitzengespräche wurde mit der Aufgabe zur Erarbeitung des Ratgebers betraut. Die aus vier evangelischen und vier muslimischen Teilnehmenden bestehende Arbeitsgruppe umfasst Personen, die seit vielen Jahren im christlich-islamischen Dialog aktiv sind und die vorhandene Erfahrungen aus verschiedenen Teilen Deutschlands zusammengetragen haben.
Wurde das auf evangelischer Seite in die Landeskirchen hinein kommuniziert – und welches Feedback kam da?
Görrig: Die Entwicklung des Ratgebers wurde sowohl in den Pressemitteilungen der Gespräche zwischen EKD und KRM in den Jahren 2013 und 2014 bekannt gegeben als auch zum Beispiel in der Konferenz für Islamfragen der EKD, in der Islam- und Dialogbeauftragte nahezu aller Gliedkirchen der EKD vertreten sind. Das Feedback war überwiegend positiv.
Gab es irgendwo Widerstände – auf evangelischer oder muslimischer Seite?
Görrig: Die Einsicht in Sinn und Zweck interreligiöser Verständigungen ist Gott sei Dank in den letzten Jahren in unserer religionspluralen Gesellschaft noch einmal deutlich gewachsen. Ängste vor Religionsvermischung oder strategisch angelegten Bekehrungsversuchen der einen wie der anderen Seite sind zwar hier und dort in den Religionsgemeinschaften auch vorhanden, sie bestimmen aber nicht das Miteinander. Solche Ängste sind angesichts der Vielzahl interreligiöser Aktivitäten in unserem Land unbegründet.
Wie sah das praktische Arbeiten aus und wer hat den Text letztendlich verfasst?
Görrig: Einzelne Abschnitte wurden von Mitgliedern der Steuerungsgruppe entworfen und gemeinsam mit den anderen diskutiert. Manche Formulierungen wurden lange geprüft, um sicherzugehen, dass sie gemeinsam verantwortet werden können. Es gibt somit nicht einen, sondern mehrere Verfasser. Nach Vorlage des Entwurfes beim Gespräch 2014 wurden anschließend noch weitere Änderungsvorschläge seitens des Rates der EKD und des KRM eingearbeitet.
Würden Sie sagen, dass das Ergebnis geeignet ist, das selbstgesteckte Ziel zu erreichen?
Görrig: Das wird die Zukunft zeigen. Es ist in jedem Fall ein wichtiges Signal an die Dialoginitiativen und –engagierten im Land, dass sie in ihrem Tun auf die Rückenstärkung von EKD und KRM zählen können und dass auch in politisch oder gesellschaftlich turbulenten Zeiten bestimmte Regeln und Umgangsformen im Dialog zwischen evangelischen Christen und Muslimen nicht zur Disposition stehen.