Ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 ist getan: Am Mittwoch wurde der letzte Abschnitt des sächsischen Pilgerpfades auf den Spuren des Reformators Martin Luther (1483-1546) und seiner Weggefährten in Döbeln eröffnet. Auf rund 550 Kilometern Länge können Wanderfreunde nun insgesamt 27 Orte der Reformation in Sachsen entdecken. Zugleich ist mit der Eröffnung des sächsischen Lutherweges das insgesamt rund 2.000 Kilometer lange Wegenetz in Mitteldeutschland komplett.
Auch Sachsen sei neben Sachsen-Anhalt und Thüringen ein "Mutterland der Reformation", sagte Sachsens stellvertretender Ministerpräsident Martin Dulig (SPD). Mit dem Lutherweg könnten nicht nur Orte besucht werden, "von denen aus die Reformation ihren Weg in die Welt angetreten" habe. Das Projekt diene zudem der regionalen Belebung und werde Gäste aus Nah und Fern anlocken. Die spirituelle Wanderung ohne eindeutiges Ziel sei zudem für jeden eine "Einladung zum Nachdenken", sagte Dulig.
Sächsischer Lutherweg bekommt Anschluss an benachbarte Bundesländer
Sachsens Landesbischof Jochen Bohl warb in einer Andacht für das Pilgern. Es unterbreche die Routine in der Hoffnung etwas zu finden, "das im Alltag zu kurz kommt". Wandern oder pilgern könnte den Menschen zu sich selbst führen. Und dabei helfen, dem nachzuspüren, "was für ein gutes Leben vor Gott und den Menschen nötig ist." "Der Lutherweg ist ein Geschenk, das wir uns gegenseitig im Vorfeld des Reformationsjubiläums machen", sagte Bohl. "Das Geschenk nehmen wir an, indem wir die Schuhe schnüren und den Rucksack aufsetzen."
Der Lutherweg gilt als ein wichtiges touristisches Projekt zur Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017. In Sachsen hatte sich die Fertigstellung wegen der Flut 2013 verzögert. Das erste große Teilstück - die Westroute von Torgau über Leipzig nach Zwickau - konnte im vergangenen Frühsommer eröffnet werden, nun ist auch die Ostroute über Grimma, Döbeln und Rochlitz vollständig mit Wegweisern und Informationstafeln bestückt. Markiert ist der Weg wie in Thüringen und Sachsen-Anhalt mit einem grünen "L" auf weißem Grund.
Insgesamt 27 Kommunen sind an dem rund eine Million Euro teuren Projekt beteiligt. Allerdings mussten die Städte und Gemeinden mit Ausnahme von Leipzig nur einen Bruchteil der Kosten selber tragen: 90 Prozent der Gelder kam von der Europäischen Union. Anschluss in die benachbarten Bundesländer bekommt der sächsische Lutherweg über Altenburg und Bad Düben. Nach Angaben des sächsischen Beauftragten für die Lutherdekade, Christian Otto, wird auch weiter über eine Erweiterung des Pilgerpfades nachgedacht. Planungen für weitere Lutherwege gebe es auch in Hessen, Südbrandenburg und Bayern.
In Bayern umfasst der Lutherweg derzeit rund 70 Kilometer, von denen 30 beschildert sind, wie der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) sagte. Der evangelische Christ lobte die dezentrale Struktur des Wegenetzes ohne eine "zentrale Instanz wie etwa Rom". Sie sei ein Zeichen dafür, wie sich die Reformation ihren Weg gesucht habe - mit manchem "geistigen wie geistlichen Umweg", sagte Beckstein.