Viele dieser Menschen müssten in ihren letzten Lebensjahren völlig überflüssige Krankenhausaufenthalte über sich ergehen lassen, weil eine angemessene Versorgung in den Einrichtungen vor Ort nicht gewährleistet sei, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe).
Auch die Durchlässigkeit zwischen den stationären und ambulanten Einrichtungen sei unzureichend. Daher sei es dringend geboten, in der medizinischen und pflegerischen Versorgung von sehr alten Menschen deutlich mehr Geld in die Hand zu nehmen und es in ambulante sowie stationäre Einrichtungen fließen zu lassen: "Wir sagen: Es müssten mindestens noch einmal 400 Millionen Euro mehr sein."
Die Mängel in der Versorgungsstruktur schürten Ängste. "Wenn man heute Menschen fragt, warum sie für einen assistierten Suizid sind, sagen viele: Weil ich auf keinen Fall so alt und so pflegebedürftig werden will", sagte der Präsident der Diakonie Deutschland. Dort müsse man mit guten Modellen gegensteuern. Vor einer Gesetzesnovelle, die den ärztlich assistierten Suizid unter bestimmten Bedingungen erlauben würde, warnte Lilie: "Eine neue gesetzliche Regelung des assistierten Suizids würde einen Kulturwandel in Gang setzen, den wir nicht mehr einholen könnten."
Mehr als 80 Prozent der Menschen hätten schon heute Angst, anderen zur Last zu fallen, und befürworteten darum eine Sterbehilfe, erläuterte Lilie. "Wenn solche Motive entscheidend werden, dann verändert sich etwas in diesem immer älter werdenden Land, und zwar nicht zum Guten", gab er zu bedenken. Es gebe schon jetzt gute palliativmedizinische Möglichkeiten, nur werde zu wenig darüber gesprochen und aufgeklärt, sagte der Diakonie-Chef.