Eurovision Song Contest erschließt mit Gebärdenversion neues Publikum

Gebärdendolmetscher beim Eurovision Song Contest
Foto: dpa/ORF/Milenko Badzic
Delil Yilmaz gehört zum Team der Gebärdendolmetscher beim Eurovision Song Contest am 23. Mai in Wien.
Eurovision Song Contest erschließt mit Gebärdenversion neues Publikum
Zum ersten Mal in der Geschichte des Eurovision Song Contests (ESC) wird es eine Übersetzung des Wettbewerbs in internationalen Gebärden geben.

"Wir erreichen damit ein ganz neues Publikum", sagte ESC-Direktor Jon Ola Sand am Montagabend in Wien. Der ORF sei gleich zu Beginn mit dieser Idee auf ihn zugekommen und man habe den Sender bei diesem Vorhaben unterstützt. "Es muss im Interesse von öffentlich-rechtlichem Fernsehen sein, so etwas anzubieten", sagte er.

Die Lieder sowie die Live-Moderationen auf der Bühne und die jeweiligen Zuspielungen werden in "International Sign" übersetzt und von gehörlosen Darstellern sowie einem Gebärdensprachdolmetscher präsentiert. Allein die Produktion von "Eurovision Sign" mit Gebärdensprachdolmetschern und gehörlosen Darstellern kostet den Sender nach eigenen Angaben rund 130.000 Euro zusätzlich. Die nationalen Sender müssen nichts extra zahlen, um die Gebärdensprachversion anzubieten.

###mehr|terms|15146###

Acht nationale Sendeanstalten haben bislang zugesagt, das Angebot mit Gebärden entweder im Fernsehen oder online anzubieten, darunter auch Deutschland und die Schweiz sowie die skandinavischen Länder. Zudem wird der ORF die Ländersperre bei seinem Onlineangebot aufheben, um auch dem internationalen Publikum die Gebärdenversion zugänglich machen zu können.

Es gehe bei dem Angebot nicht darum, alles eins zu eins zu übersetzen, sagte Delil Yilmaz, der als Gebärdensprachdolmetscher an dem Projekt beteiligt war. Man wolle auch die Gefühle der Lieder transportieren. Dies sei ein sehr aufwendiger Prozess gewesen. Sechs bis zehn Stunden habe man für jedes der 40 Lieder gebraucht.

ORF-Projektleiterin Eva-Maria Hinterwirth sagte, man habe darauf geachtet, den Interpreten nicht die Show zu stehlen. Man folge nur dem, was auf der Bühne passiert.

Im Gegensatz zu den nationalen Gebärdensprachen ist "International Sign" keine eigene Sprache mit eigener Grammatik, sondern wird von gehörlosen Menschen in erster Linie bei internationalen Konferenzen genutzt, um sich mit Nutzern anderer Gebärdensprachen austauschen zu können, wie die gehörlose Übersetzerin Sandra Schügerl erläuterte.