Die Gesellschaft könne die Armut verringern, "wenn wir wirklich etwas tun wollen", sagte Obama am Dienstag (Ortszeit) bei einer Konferenz in der katholischen Georgetown-Universität in Washington. In den Kirchengemeinden habe das Thema Armut oft einen geringeren Stellenwert als etwa Abtreibung, erklärte der US-Präsident.
Obama verwies darauf, dass Programme gegen Armut in den 60er Jahren die Armutsquote in den USA stark gesenkt hätten. Die Schaffung von Arbeitsplätzen sei das beste Mittel im Kampf gegen Armut. Zudem müsse man in das Bildungswesen investieren und die Infrastruktur verbessern. Zugleich lobte Obama in seiner Rede vor Vertretern katholischer und protestantischer Verbände Papst Franziskus, der immer wieder betone, wie wichtig im Christentum der Kampf gegen Armut sei.
Obama sprach mit Blick auf die wirtschaftliche Ungleichheit von einem globalisierten und "turbogetriebenen" Markt, in dem es den Wohlhabenden immer besser gehe. Die oberste soziale Schicht entferne sich zunehmend vom Rest der Gesellschaft. Seit Anfang der 70er Jahre sei zugleich der Anteil der "unteren 90 Prozent" am Gesamteinkommen von rund 65 Prozent auf 53 Prozent gefallen.
Demokratische Politiker in den USA sprechen häufig lieber über die wirtschaftlichen Belange der Mittelklasse als über die Sorgen der Ärmsten. Nach den Ausschreitungen in den Slums von Baltimore im vergangenen Monat nach dem Tod eines Afro-Amerikaners in Polizeigewahrsam hatte Obama jedoch zum Nachdenken über das Schicksal der ärmsten Bürger aufgerufen. Nach Regierungsangaben leben 45 Millionen US-Amerikaner oder 14,5 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Im mehrheitlich von Schwarzen bewohnten Baltimore gelten 25 Prozent als arm.