Die Angst mancher Deutscher vor Konkurrenz und Überfremdung werde sich langsam auflösen, sagte der Historiker an der Universität Osnabrück am Montag in einem Interview im Deutschlandradio Kultur. Man müsse allerdings mit 30 bis 40 Jahren rechnen. Auch die Integration der Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg habe so lange gedauert. Deren angeblich schnelle Integration sei ein Mythos.
Nach Ansicht des Wissenschaftlers zeigt ein Blick auf die Geschichte der deutschen Vertriebenen, welche Faktoren heute noch wichtig seien für die Integration von Flüchtlingen. Auch damals sei auf die Vertriebenen nicht gewartet worden, sagte Oltmer. Der wirtschaftliche Wiederaufstieg Deutschlands sei dann aber deswegen geglückt, weil es so viele hochqualifizierte und motivierte Arbeitskräfte gegeben habe.
Die Vertriebenen, die alles verloren hatten, mussten ihre Kompetenz und Arbeitskraft einsetzen, um den Wiederaufstieg zu schaffen. Auch die Flüchtlinge, die heute nach Deutschland kämen, seien "relativ gut qualifiziert" und "hoch motiviert", sagte der Migrationsforscher. Hier könne man ansetzen. Die Wirtschaft brauche in Zukunft dringend Arbeitskräfte. Dies könne man historisch durchaus mit der Situation in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren vergleichen.
Oltmer ist Professor für Neueste Geschichte am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück.