Sachsen-Anhalt gibt die weltberühmte Schlosskirche in Wittenberg ein Jahr vor dem 500. Reformationsjubiläum 2017 ab. Zum Erntedankfest am 2. Oktober 2016 soll der Eigentümerwechsel zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) rechtskräftig werden, wie die "Magdeburger Volksstimme" (Samstagsausgabe) berichtet. Es sei das erste Mal, dass sich das Bundesland von einem Kirchengebäude trenne.
Die Schlosskirche sei der Geburtsort des Protestantismus, sagte EKD-Finanzdezernent Thomas Begrich der Zeitung. Da sei es angemessen, "wenn die EKD die Verantwortung dafür übernimmt". Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) erklärte, dass die bisherige Regelung "ein Relikt aus preußischen Zeiten" sei, das nunmehr vom Kopf auf die Füße gestellt werde.
Der Sakralbau wurde über Jahrhunderte zunächst als Universitätskirche und seit 1817 als Ausbildungsstätte für Pfarrer staatlich unterhalten. Das Land stecke derzeit rund sieben Millionen Euro in die Sanierung, habe aber künftig keine Ausgaben mehr für den Unterhalt, hieß es.
Anlass für den Besitzerwechsel sind das laufende Bauprojekt am Schlosskirchenensemble und das Reformationsjubiläum. Die mehr als 30 Millionen Euro teuren Bauarbeiten hatten 2013 begonnen. Sie gelten als das größte und bedeutendste Investitionsvorhaben zum Reformationsjubiläum. Basis ist eine Vereinbarung zwischen dem Land, der Stadt, der EKD, der Union Evangelischer Kirchen und der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt.
Die bedeutendsten Kirchengebäude in Sachsen-Anhalt gehören nicht der Kirche, sondern mittelbar oder direkt dem Land. So werden die Dome in Magdeburg, Halberstadt, Halle und Havelberg sowie das Kloster Hamersleben von der Stiftung Dome und Schlösser getragen. Unmittelbar im Landesbesitz befinden sich die Wittenberger Schlosskirche, die Polizeikirche in Dessau-Großkühnau und die Klosterkirche Hadmersleben.
Der legendäre Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) an der Schlosskirche am 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der Reformation. Neben der Schlosskirche und der Stadtkirche sind in Wittenberg auch die Museen Lutherhaus und Melanchthonhaus Weltkulturerbe der Unesco. Dieses Siegel tragen ebenso das Geburtshaus und das Sterbehaus Luthers in Eisleben.