Irmgard Schwaetzer wurde erneut in das Präsesamt an der Spitze der Synode der Evangelischen Kirche von Deutschland (EKD) gewählt. Die 73 Jahre alte ehemalige FDP-Bundesministerin Schwaetzer leitet die Synode bereits seit November 2013. Sie erhielt 111 von 115 abgegebenen Stimmen bei einer Nein-Stimme und drei Enthaltungen.
Präses Schwaetzer sagte nach ihrer Wahl: "Das Wahlergebnis ist ein klares Signal der Geschlossenheit, für das ich den Synodalen danke. Dies ist ein guter Auftakt für eine EKD-Synode, in deren Legislaturperiode das große Jubiläum 500 Jahre Reformation fällt."
Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD, gratulierte zur Wahl: "Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Irmgard Schwaetzer. Wir alle sind dankbar, dass an der Spitze der Synode auch weiterhin eine so erfahrene, umsichtige und leidenschaftlich für die Zukunft unserer Kirche engagierte Frau steht."
Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gratulierte Schwaetzer zur Wiederwahl. Er freue sich auf die weitere Zusammenarbeit. Die evangelische und die katholische Kirche seien zwei wichtige Größen in Deutschland, von denen man erwarte, dass sie sich zu Wort melden, schrieb Marx in der Gratulation.
Irmgard Schwaetzer (73), die bis 1991 den Ehenamen Adam-Schwaetzer führte, wurde 1942 in Münster (Westfalen) geboren. Sie studierte Pharmazie in Passau, Münster und Bonn. Nach ihrer Promotion 1971 war die Apothekerin bis 1980 als leitende Angestellte in Unternehmen der pharmazeutischen Industrie und der Konsumgüterindustrie tätig. Die FDP-Politikerin war von 1980 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 1987 bis 1991 war sie Staatsministerin im Auswärtigen Amt, anschließend bis 1994 Bundesministerin für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Zuvor war die promovierte Pharmazeutin unter anderem FDP-Generalsekretärin und stellvertretende Vorsitzende ihrer Partei. 1992 verhinderte die FDP-Bundestagsfraktion ihre Berufung zur Außenministerin. Irmgard Schwaetzer ist Mitglied des Berliner Domkirchenkollegiums und gehört der Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz an. Seit 2009 ist sie auch Mitglied der EKD-Synode.
Als Hauptaufgabe für die nächsten sechs Jahre, die vor der zwölften EKD-Synode liegen, sieht Schwaetzer grundsätzlich die "Verpflichtung der Synode zu anwaltlichem Handeln". Dies gelte für langfristige Themen wie den Herausforderungen für die Zivilgesellschaft im sozialen Bereich und durch Bewegungen wie "Pegida" oder die Durchsicht der Lutherbibel - aber auch für mittelfristige Inhalte. Dazu zählen nach Schwaetzers Worten die Frage nach dem Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland und Europa, das Intensivieren des interreligiösen Dialogs, die Weiterentwicklung der Geschlechtergerechtigkeit, der konstruktive Umgang mit den Erkenntnissen der fünften Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, das weitere Vorantreiben des Verbindungsmodells und der Weg zum Reformationsjubiläum 2017.
Als gleichberechtigte Stellvertreter der Präses wurden Elke König (Nordkirche) und Klaus Eberl (Evangelische Kirche im Rheinland) gewählt. Beide erreichten 108 von 111 abgegebenen Stimmen. Für Eberl ist es die zweite Amtszeit als Vizepräses. Auch Elke König gehörte bereits in der vergangenen Synoe dem Präsidium an.
Zu Beisitzern im Präsidium wurden Sabine Blütchen (Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg, 99 Stimmen), Jonas Straßer (Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, 95 Stimmen), Andreas Lange (Lippische Landeskirche, 104 Stimmen) und Viva-Katharina Volkmann (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, 91 Stimmen) gewählt.
Die EKD-Synode hält noch bis Sonntag in Würzburg ihre konstituierende Tagung zum Auftakt einer sechsjährigen Wahlperiode ab. Im Herbst werden der Rat und der Ratsvorsitzende neu gewählt.