Mit Programmen wie der Live-Video-Streaming-App "Periscope" könne tatsächlich jeder seinen eigenen TV-Kanal eröffnen und selbst gedrehte Handy-Videos veröffentlichen, sagte der Organisator zahlreicher Wahlkampagnen in einem Interview der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Montagsausgabe).
Die ständige Beobachtung präge schon heute das Verhalten der Politiker: "Einige Volksvertreter wirken wie fremdgesteuerte Zombies", erklärte Stauss. Politiker redeten auch deshalb in Sprechblasen, um nichts falsch zu machen: "Klartext-Politiker wie Franz Josef Strauß oder Herbert Wehner würden in der heutigen Zeit keine 15 Minuten politisch überleben."
Zugleich böten die neuen sozialen Medien Wahlkämpfern manche Steilvorlagen, um den politischen Gegner bloßzustellen, sagte Stauss: "Aber es gibt Grenzen. Wenn ein Politiker im privaten Rückzugsraum ist, etwa in seinem Auto oder in seinem Büro, und dort etwas sagt oder tut, dann hat das in der Kampagne nichts zu suchen." Für die Profis brauche die Branche einen Kodex, der auch für neue Formate wie "Periscope" gelten müsse. Das Problem sei aber: Jeder Amateur könne Aufnahmen machen und veröffentlichen, ohne die Regeln zu beachten.
Politiker müssten sich darüber im Klaren sein, dass sie in der Öffentlichkeit keine Privatsphäre mehr hätten, betonte der Experte, der zuletzt den Wahlkampf des Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD) leitete. Er empfehle deshalb auch nicht jedem Kandidaten, Twitter zu nutzen, sagte Stauss: "Ein falscher Tweet kann Karrieren in Sekunden zerstören."