Anders als in den 1990er Jahren gebe es heute Menschen, die lokal für eine kosmopolitische Haltung einstünden, sagte der Mitarbeiter des Vereins "Miteinander" in Sachsen-Anhalt der "tageszeitung" (Dienstagsausgabe) und ergänzte: "Die werden ignoriert."
Die gleiche Aufmerksamkeit, die der Ministerpräsident bekommen habe, hätte er sich nach dem Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Tröglitz (Sachsen-Anhalt) beispielsweise für den Pfarrer gewünscht. "Leute wie er tun genau das, was die Bundespolitik immer fordert: Sie haben den Mut, lokal, unter schwierigsten Bedingungen etwas gegen die Rechten zu tun", sagte Begrich. Diese Arbeit sei die wichtigste. "Niemand fragt aber vor Ort, wie sie unterstützt werden kann."
Der Vorstandsvorsitzende des Vereins "Gesicht Zeigen!", Uwe-Karsten Heye, hat nach dem Anschlag mehr Widerstand gegen unmenschliches Verhalten gefordert. Der Alltagsrassismus sei inzwischen weit in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen, sagte Heye am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Er hoffe, dass die brennenden Asylbewerberheime nicht nur als Tagesereignis abgehandelt und vergessen würden.
"Ich glaube, wir haben hier etwas nachzuholen, was deutlich macht, dass wir eine andere, deutliche, immer geltende Haltung einzunehmen haben und nicht nur aufgeschreckt hingucken, wenn wieder ein Ereignis ist", sagte der frühere Regierungssprecher weiter. Seit dem Mauerfall habe es 180 Tote gegeben, die Opfer rechtsextremistischer Gewalt seien. "Und ich habe nicht ein einziges Mal das Gefühl gehabt, dass in dieser Gesellschaft das zu einer Besinnung geführt hat", so Heye. Diese Art von unmenschlichem Verhalten müsse bekämpft werden, forderte er.