"Wir trauern mit den Angehörigen und Freunden der Opfer", sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in Berlin zu Beginn der Plenarsitzung am Donnerstagmorgen. Die Hinterbliebenen gingen durch eine "unbeschreiblich schwere Zeit". Die Frage nach dem Grund für den Absturz sei noch unbeantwortet und bleibe dies vielleicht auch. Die Angehörigen werde indes auch eine Erklärung nicht über den Schmerz und den Verlust trösten, sagte Lammert: "Wir sind in Gedanken bei ihnen."
Das Unglück habe Deutschland, Spanien und Frankreich in Schock und Schmerz vereint. Deutschland habe viel internationale Anteilnahme erfahren und sei dankbar dafür, sagte Lammert.
In Nordrhein-Westfalen gedachten die Menschen um 10.53 Uhr der Toten. Um diese Uhrzeit war am Dienstag die Funkverbindung zu der Germanwings-Maschine abgebrochen. Viele der Opfer stammen aus Nordrhein-Westfalen, darunter 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen aus Haltern. Die Kirchen hatten Gläubige dazu aufgerufen, an dem stillen Gedenken teilzunehmen. Vielen Menschen sei es ein großes Bedürfnis, ihre Betroffenheit und ihr Entsetzen über den Flugzeugabsturz vor Gott zu bringen, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski.
Ökumenischer Gottesdienst am Freitag in Düsseldorf
Zahlreiche Gotteshäuser, etwa der Aachener Dom und die Marktkirche in Essen, ließen Trauergeläut erklingen und öffneten ihre Türen für stille Gebete. Gläubige entzündeten Kerzen für die Opfer des Flugzeugunglücks.
Nach Ansicht des evangelischen Theologen Nikolaus Schneider hilft die öffentliche Anteilnahme bei der Trauerbewältigung. Zu erfahren, dass sie nicht allein seien, helfe den Angehörigen der Opfer, sagte der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwochabend in der ARD-Talkshow "Anne Will". "Gehalten zu werden von einem Netz von Menschen tut gut, aber der Schmerz bleibt", sagte Schneider.
Derzeit laufen Planungen für eine gemeinsame Gedenkveranstaltung der Kirchen und des Landes Nordrhein-Westfalen, wie eine Sprecherin der westfälischen Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Am Freitag wollen die katholische und evangelische Kirche in Düsseldorf einen ökumenischen Gedenkgottesdienst in der St.-Lambertus-Kirche feiern.
Seelsorge "überall da, wo Bedarf ist"
Zwei Tage nach dem Absturz in Frankreich reisten am Vormittag Angehörige und Freunde der Opfer zur Unglücksstelle. Mit zwei Sonderflügen von Düsseldorf und Barcelona wurden sie zunächst nach Marseille geflogen, wie die Lufthansa in Frankfurt mitteilte. Am Absturzort in den Alpen in der Nähe von Digne sollten sie dann so nahe wie möglich an die Unfallstelle herangeführt werden. Der direkte Zugang zu der Absturzstelle sei aber nicht möglich.
Notfallseelsorger aus Düsseldorf begleiten die Hinterbliebenen nach Frankreich, wie ein Sprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Daneben liefen "überall da, wo Bedarf ist" auch die seelsorgerlichen Angebote für die Hinterbliebenen in Deutschland weiter.
Bei dem Absturz waren alle 144 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Der Airbus A320 war unterwegs von Barcelona nach Düsseldorf und zerschellte aus noch nicht geklärten Gründen am Bergmassiv im Gebiet von Digne. Noch unbestätigten Medienberichten zufolge soll laut Flugschreiber einer der Piloten das Cockpit verlassen haben und dann nicht mehr hineingekommen sein, weil sich die Tür von außen nicht mehr öffnen ließ.