Es sei eine "totale Selbstüberschätzung", den Fußballverband als einflussreicher als jedes Land und jede Religion zu bezeichnen, kritisierte der katholische Theologe am Montag im Erzbistumssender "domradio". Für dieses Eigentor gehöre Blatter auf die Bank, "um sich neu auszurichten und zu besinnen". Blatter hatte sich in der Schweizer "Sonntags-Zeitung" geäußert.
Woelki, selbst bekennender Fußballfan, betonte, dass Fußball trotz aller Rituale keine Religion ersetze. Denn Religion wolle den ganzen Menschen und sein Leben in den Blick nehmen. Fußball und Religion seien daher nicht vergleichbar, sagte er.
Der Weg bis zur Korruption ist kurz
Es sei zwar begrüßenswert, dass sich die Fifa den Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Gesundheit auf die Fahnen geschrieben habe. Doch sehr viele Menschen erlebten diesen Verband oftmals als wenig überzeugend. Vielmehr gehe es ums große Geld, beklagte der Kardinal. "Und wo viel Geld fließt, da ist der Weg oft kurz bis zur Korruption."
Der Kölner Erzbischof kritisierte die Entscheidung für Katar als Ausrichter der Weltmeisterschaft 2022. "Jetzt in diesem Moment werden in Katar Stadien erbaut von Leuten, die unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften und hausen müssen." Die Arbeiter könnten nicht einmal kündigen, weil ihnen die Pässe abgenommen wurden. "Wo Tag für Tag auf den Baustellen einer Weltmeisterschaft Menschen ihr Leben lassen, weil sie ohne Arbeitssicherheit, ohne vernünftige Arbeitsverträge ausgebeutet werden bis aufs Blut, dort sollten sich Her Blatter und seine Fifa ganz konkret für diese Werte einsetzen, für die sie anscheinend stehen wollen."