Der Hirntod sei der Tod des Menschen und der könne auch sicher festgestellt werden, sagte Nagel, der Mitglied des Deutschen Ethikrates ist, am Dienstag im Deutschlandfunk. "Es ist eine ganz sichere Diagnose und dann weiß man natürlich, dass ein bestimmter Punkt im Sterbeprozess eingetreten ist, den wir als Tod definieren." Nagel gehört zu der Mehrheit im Ethikrat, die in einer neuen Stellungnahme am Hirntod als sicherem Todeszeichen und damit als Voraussetzung für eine Organentnahme festhält. Hingegen argumentiert die Minderheit in dem Sachverständigengremium, der Hirntod sich nicht gleichbedeutend mit dem Tod des Menschen. Auch nach Ausfall der Hirnfunktionen habe der menschliche Körper noch gewisse Steuerungsfunktionen.
Diese naturwissenschaftliche Klarheit über den Hirntod müsse nun genutzt werden, empfahl der Medizinethiker. Die überwiegende Anzahl der Deutschen möchte "über den Tod hinaus" durch eine Organspende anderen Menschen eine Lebenschance geben. Dazu seien sie bereit, wenn Sicherheit bestehe, Regeln eingehalten würden und alles mit rechten Dingen zugehe. Zu den Skandalen mit Wartelisten von Patienten sagte der Mediziner: "Das ist absolut nicht in Ordnung, das darf nicht sein und ist auch unter ethischen und moralischen Gesichtspunkten nicht zu akzeptieren."
Eine falsche Reaktion wäre es Nagel zufolge, wenn daraus eine generelle Unsicherheit folge. Denn Leidtragende einer sinkenden Organspendebereitschaft seien die Patienten auf den Wartelisten, argumentierte der Mediziner. Schon jetzt betrage in Deutschland die Wartezeit für eine Nierentransplantation sechs bis acht Jahre. In Österreich, Spanien oder Belgien seien es zwei Jahre.