Der seit dem 19. Jahrhundert verschollene Grabstein des Luther-Weggefährten Johannes Lang (um 1487-1548) sei jetzt in der Michaeliskirche aufgefunden worden, sagte der Leiter der Bibliothek im Erfurter Augustinerkloster, Michael Ludscheidt, am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Grabplatte sei anhand eines historischen Grabstättenverzeichnisses in der Klosterbibliothek zweifelsfrei identifiziert worden.
Ein weiterer Anhaltspunkt für die Zuordnung des Grabmals zu dem Theologen und Humanisten sei ein Wappen gewesen, berichtete Ludscheidt. Der Grabstein ist die erste bekannte bildliche Darstellung des "Reformators von Erfurt" und soll in den nächsten Wochen restauriert werden. Die Platte im Hof der Michaeliskirche zeigt eine aufrecht stehende Person im Talar und mit einem Buch in der linken Hand. Die Konturen sind jedoch teilweise stark verwittert.
Zeitzeuge entscheidender Ereignisse
Johannes Lang zählt zu den frühesten Weggefährten und Mitstreitern von Martin Luther (1483-1546). Beide durchliefen an der Erfurter Universität und im Augustinerkloster eine ähnliche akademische und geistliche Ausbildung. Lang war zudem Zeitzeuge bei entscheidenden Ereignissen der Reformationsgeschichte. Dazu gehörten die Leipziger Disputation von 1519 und die Unterzeichnung der Schmalkaldischen Artikel 1537.
Darüber hinaus gab Lang Impulse als Übersetzer und Bildungsreformer. Bis zu seinem Tod 1548 war er das Oberhaupt der evangelischen Prediger in Erfurt, wo er in der Michaeliskirche bestattet wurde.