"Die Kirchen wären nicht gut beraten, wenn sie ihre politische Aufgabe vornehmlich darin sähen, als kritisches Gegenüber zu Staat und Politik eine mahnende Haltung einzunehmen", schreibt Sautermeister in einem Gastbeitrag im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag). Auch greift es nach Ansicht des Theologen zu kurz, "wenn sich die Kirchen in ihren politischen Äußerungen und Stellungnahmen darauf beschränken würden, den Staat an seine Aufgaben zu erinnern und kritisch auf Missstände hinzuweisen".
Der katholische Theologe nannte das Verhältnis von Politik und Kirche "zuletzt von sichtbaren Spannungen geprägt", nachdem die Union Ende Januar im Bundestag einen Antrag zur Migrationspolitik mit Stimmen der AfD durchgesetzt hatte.
Die Berliner Büros der Kirchen hatten sich zuvor mit einem Schreiben an Bundestagsabgeordnete gewandt, in dem sowohl der Inhalt des Antrags als auch die absehbare Inkaufnahme von Stimmen der in Teilen rechtsextremen Partei kritisiert wurden. Unionspolitiker wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisierten das scharf.
Sautermeister mahnt Sachlichkeit in der Asyldebatte an. Ohne bürgerschaftliches Engagement und die breite Mitwirkung zivilgesellschaftlicher Akteure ließen die epochalen Herausforderungen nicht stemmen, vor denen Deutschland stehe, schreibt er. "Das sollte Anlass genug sein, auch das Verhältnis von Politik und Kirche zu überdenken." Ein gemeinsamer Schulterschluss würde sowohl die liberale Demokratie als auch die Kirchen in ihrem gesellschaftlichen Auftrag stärken.
In seinem Gastbeitrag schlägt der Moraltheologe eine "unterstützende Partnerschaft" vor, in der die Kirchen gemeinsam mit Politik und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren an konkreten Lösungen für die Förderung des sozialen Zusammenhalts und des Gemeinwohls mitwirken sollten. "Politik müsste den Kirchen als gesellschaftlichen Akteuren auf Augenhöhe begegnen und als Partner anerkennen, die Mitverantwortung für das Gemeinwohl übernehmen."