"Es ist für manche Menschen kein Tabu mehr, ihre Judenfeindschaft auszuleben und zu zeigen", sagte Graumann der "Bild"-Zeitung (Donnerstagsausgabe). Der Zentralrat bekomme häufiger als früher offen antisemitische Zuschriften mit Namen und Anschrift.
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Als mögliche Erklärung nannte Graumann das Verblassen der Erinnerung an den Holocaust: "Auschwitz liegt weiter zurück. Der Schock über die Verbrechen der Nazis sitzt bei einigen offenbar nicht mehr so tief", sagte der 64-Jährige. "Wir haben in diesem Sommer während des Gaza-Krieges Demonstrationen gesehen, wo der pure, primitive Judenhass sich Bahn gebrochen hat", beklagte er. Wenn auf deutschen Straßen "Juden ins Gas" gerufen werde, "dann trifft uns das ganz tief".
Zugleich forderte Graumann, der sich nach vier Jahren als oberster Repräsentant der deutschen Juden zurückzieht, dass sich Vertreter muslimischer Organisationen stärker von Gewalt distanzieren: "Die muslimischen Repräsentanten müssen sich viel stärker gegen den Radikalismus aussprechen, als sie es tun", sagte er. Vor allem auch gegen Antisemitismus in ihren Gemeinschaften müssten sie viel entschlossener vorgehen.
Graumanns Nachfolger wird am Sonntag in Frankfurt am Main gewählt. Als Kandidat ist der bisherige Vizepräsident Josef Schuster nominiert.