Rund 3.000 Hooligans, Neonazis und Sympathisanten haben nach Polizeiangaben am Samstag in Hannover gegen Islamismus demonstriert. An zwei Gegendemonstrationen beteiligten sich etwa 4.600 Menschen. Die Veranstaltungen blieben bis zum Nachmittag weitgehend friedlich, es gab aber kleinere Zwischenfälle. Mit mehreren Tausend Beamten wollte die Polizei Ausschreitungen wie bei der Anti-Salafismus-Demonstration vor drei Wochen in Köln verhindern.
###mehr-artikel###
Sie riegelte das Areal des Hooligan-Aufmarsches hinter dem Bahnhof mit Sperrgittern, Fahrzeugen und einer dichten Kette von Beamten ab. Wasserwerfer und Räumpanzer waren aufgefahren. Anlieger hatten ein Hotel und ein Geschäftshaus zum Schutz vor Vandalismus verbarrikadiert. Zudem gab es zahlreiche Auflagen für die Hooligans. Personen und Gepäck wurden kontrolliert. Ein Auftritt der Bremer Rechtsrock-Band "Kategorie C" war verboten worden. Ursprünglich waren 5.000 Teilnehmer zu der Versammlung unter dem Motto "Europa gegen den Terror des Islamismus" erwartet worden.
Am Nachmittag drohte die Situation kurzzeitig zu eskalieren, als Hooligans von der Polizei daran gehindert wurden, zum Bahnhof zurück zu gehen. Nur größere Gruppen durften gemeinsam die Absperrungen passieren. In den Reihen der Demonstranten wurden einige Böller gezündet.
Gegendemonstranten werben für tolerantes Miteinander
Am Steintor in der Innenstadt versammelten sich nach Polizeiangaben bis zu 3.000 überwiegend linksgerichtete Demonstranten und zogen durch das Zentrum, unter ihnen auch Fußballfans in ihren Vereinstrikots. Als einige von ihnen eine Absperrung durchbrechen wollten, setzte die Polizei Pfefferspray ein.
Zu einer weiteren Kundgebung hatte ein Bürgerbündnis aus Parteien, Gewerkschaften und Kirchen aufgerufen. Redner des Bündnisses "Bunt statt braun" warben vor rund 1.600 Teilnehmern für ein tolerantes und friedliches Miteinander. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte: "Wir halten die Rote Karte gegen jede Form von Verachtung unserer Grundwerte hoch." Die grüne Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth sagte am Rand der Veranstaltung, sie halte die Genehmigung des Aufmarsches der "Hooligans gegen Salafisten" für richtig und begrüße gleichzeitig die strengen Auflagen: "Wir dürfen unser Versammlungsrecht nicht von den Nazis aushebeln lassen."
Der hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister, der wie Vertreter muslimischer und jüdischer Religionsgemeinschaften anwesend war, sagte, er hätte sich eine gemeinsame Demonstration aller Hooligan-Gegner gewünscht. "So großartig dies auch ist, so notwendig wäre es doch gleichzeitig gewesen, einen gemeinsamen Geist gegen jede Form der Ausgrenzung zu beschwören." Die Polizei zählte insgesamt sechs dezentrale Gegenkundgebungen.
Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) sagte, Menschen anderer Herkunft genössen in Hannover Toleranz und Respekt: "Das lassen wir uns von niemandem zerstören." Die Stadtverwaltung hatte 60 Fahnen mit dem Schriftzug "Hannover gegen rechts" aufhängen lassen. Auch Ultras und Hooligans vom Fußballverein Hannover 96 hatten sich gegen die Hooligan-Demo ausgesprochen.