Der Reformator Martin Luther (1483-1546) sei bei all seiner Widersprüchlichkeit eine wichtige Figur der deutschen Geschichte, sagte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) am Donnerstag in Berlin bei einem Symposium zum 500. Reformationsjubiläum 2017. Die von der Bundesregierung bereitgestellten rund 42 Millionen Euro für Projekte zu dem Ereignis seien lediglich "ein Zehntel einer Autobahn-Auffahrt", erklärte CSU-Parteivize Peter Gauweiler. Vielmehr müsse es Kritik daran geben, dass vom Bund nicht mehr Geld fließe.
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Der Kirchenhistoriker Heinz Schilling vom Verein für Reformationsgeschichte kritisierte das Fehlen protokollarischer Vorgaben der Politik im Vorfeld des Jubiläums. Thierse warnte dagegen, die Politik dürfe sich nicht einmischen und einzelnen Akteuren vorschreiben, wie an den Reformator erinnert werden sollte. Das sei nicht zuletzt ein Ausdruck des säkularen Staates gegenüber der Kirche. "Auch wir Grünen haben keine Lutherjahr-Agenda. Das würde ich mir schrecklich vorstellen", sagte Volker Beck, religionspolitischer Sprecher der Grünen.
Beck regte an, das Luther-Jubiläum dazu zu nutzen, die Bedeutung der "religiösen Grundbildung" hervorzuheben. "Das gehört zur Geschichte dazu." Nach Ansicht von Thierse wirkt die Reformation bis heute nach. Sich das bewusst zu machen, könne Aufgabe eines Jahrestags sein. Er sehe ein erstaunliches Geschichtsinteresse.
Anlass der Diskussionsrunde war eine eintägige Experten-Tagung in Berlin zum Themenjahr "Reformation und Politik" im Rahmen der Lutherdekade. Mit dieser bereiten Staat und Kirchen das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 vor. Der Thesenanschlag Martin Luthers im Jahr 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg in Sachsen-Anhalt gilt als Beginn der Reformation.