José Luis Abarca, der vergangene Woche seines Amtes enthoben wurde, sei seit Wochen untergetaucht, erklärte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam am Mittwoch (Ortszeit). Auch die Ehefrau des Bürgermeisters, María de los Ángeles Pineda, die verwandtschaftliche Beziehungen zu Mitgliedern eines Drogenkartells haben soll, wird polizeilich gesucht. Das Ehepaar gab laut der Generalstaatsanwaltschaft den Befehl, die Jugendlichen zu verschleppen.
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Ende September waren bei einer Protestaktion von Lehramtsstudenten in Iguala sechs Menschen getötet worden. Als die Studenten mehrere Busse für die Rückfahrt kaperten, eröffneten Polizisten das Feuer. 43 Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa sind seitdem verschwunden. Die lokale Polizei und Politik sind von der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" (Vereinigte Krieger), einem Arm des Drogenkartells Beltrán Leyva, unterwandert. Auch gegen den örtlichen Sicherheitschef Felipe Flores Velázquez wurde Haftbefehl erhoben.
Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft wollte die Frau des Bürgermeisters am 26. September eine Rede halten und fürchtete, die Studentengruppe könnte diese stören oder verhindern. Von den Jugendlichen fehlt seitdem jede Spur. Bei der Suche hatten die Ermittler mehrere Massengräber entdeckt. Bei den Toten handelt es sich jedoch nach ersten Ergebnissen nicht um die vermissten Studenten. Laut Generalstaatsanwalt Murillo Karam soll es eine weitere Untersuchung mit direkten DNA-Proben der Familienmitglieder geben. Die ersten Proben waren der Staatsanwaltschaft von Behörden des Bundesstaats Guerrero übergeben worden.
Unterdessen gingen die Proteste in mehreren mexikanischen Bundesstaaten weiter. In Iguala steckten Demonstranten das Rathaus in Brand und randalierten in einem Einkaufszentrum, das dem geschassten Bürgermeister Abarca gehört, wie die Zeitung "El Universal" berichtete. Die Eltern der Verschwundenen stellten den Behörden ein Ultimatum: Sie hätten zwei Tage Zeit, ihre Kinder lebend wiederzufinden. In Mexiko-Stadt gingen nach Medienberichten rund 15.000 Menschen auf die Straße. Sie forderten erneut den Rücktritt des Gouverneurs des Bundesstaats Guerrero.