Bis Sonntag habe sich noch keine konkrete Spur ergeben, sagte ein Polizeisprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Es werde unter Einbeziehung des Polizeilichen Staatsschutzes weiterhin in alle Richtungen wegen besonders schwerer Brandstiftung ermittelt. Bei dem Feuer an der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Berlin-Lichtenberg war in der Nacht zum Samstag eine Seitentür aus Holz beschädigt worden. Ein in dem Gotteshaus übernachtender 27-jähriger Mann aus Ägypten blieb unverletzt.
Ob die Brandstiftung einen politischen Hintergrund hat, blieb auch am Sonntag unklar. Politiker wie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Innensenator Frank Henkel (CDU) verurteilten die Tat und sprachen von einem feigen Anschlag. Der religionspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, nannte den Vorfall erschreckend. Brandanschläge auf Gotteshäuser seien Anschläge auf die Religionsfreiheit und damit auf die Grundlagen des Rechtsstaates und der Demokratie, sagte er.
Nach Angaben der Berliner Polizei hatte am frühen Samstagmorgen eine Passantin das Feuer an dem Gotteshaus bemerkt. Dabei war eine kleine Mülltonne in Brand gesetzt worden und dazu möglicherweise bewusst direkt vor die Kirche gerollt worden. Der Brand konnte rasch von der Feuerwehr gelöscht werden.
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Der koptische Priester Abuna Girgis El Moharaki hielt sich zum Zeitpunkt des Geschehens nicht in Berlin, sondern zu einem Gottesdienst in Magdeburg auf. Nach seinen Angaben lebt der 27-Jährige nicht dauerhaft in der Kirche, übernachtet jedoch gelegentlich dort. Nach Medieninformationen befinden sich insgesamt drei Schlafplätze unter anderem für Asylbewerber in der Kirche. Ob die Tat damit in Zusammenhang steht, blieb am Sonntag unklar.
Nach Informationen der "Berliner Morgenpost" hatte es erst vor rund zwei Wochen einen Einbruch in die Kirche gegeben. Dabei sei ein Tresor aus dem Gebäude gestohlen und davor aufgebrochen worden.
Die Brandstiftung an der koptischen Kirche ist nicht der erste derartige Übergriff in Berlin: Erst vor wenigen Wochen löste ein Brandanschlag auf die Kreuzberger Mevlana-Moschee Empörung aus. Bei dem Feuer in der Nacht zum 12. August brannte ein noch nicht fertiggestellter Anbau aus.
Die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Kirche am Roedeliusplatz war ursprünglich evangelisch. Im Jahre 1996 übernahmen die Kopten die Kirche und sanieren sie seither Schritt für Schritt.
In Deutschland gibt es rund 10.000 koptische Christen. Der Name "Kopten" leitet sich vom ägyptischen Wort für "Ägypter" ab. Die aus Ägypten stammende koptische Kirche zählt zu den ältesten Kirchen der Welt. Die Kopten sehen sich in der Tradition des heiligen Markus, ihr Oberhaupt wird als direkter Nachfolger des Evangelisten angesehen. Weltweit wird die Zahl der koptischen Christen auf 15 Millionen geschätzt.