Mitunter wirkt diese Räuberpistole zwar, als hätte sich ein Abenteuerfilm für Kinder ins Abendprogramm verirrt, aber immerhin ist "Die Legende der Maske" recht kurzweilig. Claudia Michelsen spielt die deutsche Archäologin Katja, die bei Ausgrabungen in Mexiko eine schlichte Eisenmaske entdeckt. Wie sich rasch rausstellt, ist das schmucklose Stück Blech ein Vermögen wert. Prompt ertappt sie einen Kollegen (Ulrich Gebauer) bei dem Versuch, die Maske zu stehlen; im Gefängnis wird der Mann vergiftet.
Kurze Wiedersehensfreude
Kurz drauf trifft überraschend Katjas Tochter Maren (Paula Schramm) ein, doch die Wiedersehensfreude währt nicht lange: Das Mädchen wird entführt; die Kidnapper wollen die Maske. An die Polizei kann Katja sich nicht wenden, denn die scheint ebenso in die Sache verwickelt zu sein wie ihre hübsche einheimische Assistentin Nayeli (Dalia Hernández); die einzige Person, der sie noch vertrauen kann, ist Wirtschaftsberater Kai Wieland (Michael Fitz).
Das Drehbuch von Timo Berndt krankt ein bisschen daran, dass die Legende, die er rund um die Maske rankt, im Grunde spannender ist als die eigentliche Handlung: Zu ihrer Überraschung finden die Archäologen die Leichen diverser spanischer Eroberer, die vor fünfhundert Jahren mit einer Armbrust erschossen wurden; derlei Waffen kannten die Mayas aber gar nicht. Die Lösung dieses Rätsels ist viel interessanter als die überwiegend aus Verfolgungsjagden bestehende Gegenwart. Irritierender ist allerdings die Handschrift, den Regisseur Florian Froschmayer gewählt hat: Mit seinen vielen Zeitlupenszenen und den gern mal kippenden Kameraachsen würde der Film viel eher zu RTL oder Sat.1 passen. Auch die optischen und akustischen Verfremdungen sorgen dafür, dass "Die Legende der Maske" stilistisch mitunter ein bisschen überfrachtet anmutet (Bildgestaltung: Patrick-David Kaethner).
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Aber Claudia Michelsen hat schon in "Stärke 6" bewiesen, dass sie auch im ungewohnten Action-Genre bestehen kann, und macht ihre Sache als Cousine von Indiana Jones insgesamt recht glaubwürdig. Paula Schramm muss als Tochter ein bisschen viel ’rumzicken, aber Michael Fitz ist als Katjas undurchsichtiger Partner gut wie immer; auch die Einheimischen sind überzeugend besetzt. Trotzdem muss man das eine oder andere Auge zudrücken, zumal die Dramaturgie mitunter recht vorhersehbar ist, so dass der Film zwar für ARD-Verhältnisse ungewöhnlich, aber unterm Strich auch bloß anspruchsloser Zeitvertreib ist.