Die evangelische Kirche hat insgesamt sieben Radio- und TV-Produktionen mit dem Robert Geisendörfer Preis ausgezeichnet. Mit dem Medienpreis wolle die Kirche "auf Sendungen aufmerksam machen, die die Gesellschaft zusammenführen", erklärte Ulrich Fischer, früherer badischer Landesbischof und Vorsitzender der Jury "Allgemeine Programme", am Freitag bei der Preisverleihung im Bayerischen Rundfunk (BR) in München.
Die Hauptauszeichnungen gingen an den Fernsehfilm "Nichts mehr wie vorher" (Sat.1) und die TV-Sendung "In Deutschland um die Welt. Israel in Berlin" (EinsPlus/SWR) mit Pierre M. Krause sowie an die beiden Radio-Features "Das Hacker-Syndrom" (WDR) und "Fremde Mutter, fremdes Kind. Zwangsadoptionen in der DDR" (MDR). Die Preise sind mit insgesamt 30.000 Euro dotiert.
Ereignisse in den Fokus rücken, die sonst übersehen würden
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nannte den Geisendörfer-Preis "heute wichtiger denn je". In der stark unterhaltungsgeprägten Medienlandschaft seien Sendungen besonders wichtig, die Themen ansprechen, die sonst nicht zum Zuge kämen. Daher verdienten es ihre Macher, besonders gewürdigt werden. Es sei für die ganze Gesellschaft wichtig, Menschen und Ereignisse in den Fokus zu rücken, "die sonst vielleicht übersehen würden".
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Die Geschichtsdoku "14 - Tagebücher des Ersten Weltkriegs (NDR, SWR, ARTE, WDR, ORF) bekam den undotierten Sonderpreis der Jury. Paul Nolte, Professor für Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin, hob in seiner Laudatio hervor, dass der Erste Weltkrieg und besonders die Menschen mit ihren damaligen Erfahrungen lange im Schatten des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust gestanden hätten. Den Machern der Dokumentation sei es gelungen, diesen Menschen "eine Stimme und ein Gesicht" zu geben. Durch die Verbindung von Tagebuchtexten und Spielszenen bringe das Projekt Erinnerungen an diese Zeit zurück.
Die Kinderfernsehpreise gingen an die Kinderkanal-Produktion "Theo lässt sich nicht aufhalten" von Matthias Eder und an die ZDF-Produktion "Hilfe, ich bin ein Vorurteil". Beim Thema Kinderfernsehen gehe es nicht um Quote, sondern um Qualität, erklärte Pfarrer Bernd Merz, Vorsitzender der Jury "Kinderprogramme". Es gehe um "kleine Menschen, die erst dabei sind, sich zu großen Menschen zu entwickeln."
Das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren
BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner bezeichnete die Preisverleihung als gute Gelegenheit, um über den Journalismus nachzudenken. In Zeiten des rasanten Medienwandels bestehe die Gefahr, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Die Leitsätze des kirchlichen Medienpioniers Robert Geisendörfer - "etwas öffentlich machen, Fürsprache üben, Barmherzigkeit vermitteln und Stimme leihen für die Sprachlosen" - könnten für alle Journalisten gelten. Daher sei es ermutigend, dass die Preisträger zeigen, dass sich diese Leitsätze "in packenden, unterhaltsamen, guten Journalismus" umsetzen lassen.
Mit dem Preis zeichnet die evangelische Kirche Hörfunk- und Fernsehsendungen aus, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Die Auszeichnung wird seit 1983 jährlich im Gedenken an den christlichen Publizisten und bayerischen Pfarrer Robert Geisendörfer (1910-1976) verliehen.
Die Geschäftsführung des Preises liegt beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main. Das GEP ist die zentrale Medieneinrichtung der EKD, ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen. Zum GEP gehört unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) und evangelisch.de.