Diakonie-Präsident: "Wir haben ausreichend Wohnraum für Flüchtlinge"

Diakonie-Präsident: "Wir haben ausreichend Wohnraum für Flüchtlinge"
In Deutschland können nach Einschätzung des Diakonischen Werks wesentlich mehr Menschen aus Kriegsgebieten untergebracht werden. "Wir haben ausreichend Wohnraum für Flüchtlinge", sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie dem Evangelischen Pressedienst.

In vielen Städten würden allerdings kommunale Wohnungsgesellschaften lieber ihre Immobilien zu höheren Preisen auf dem Markt anbieten. Der Chef der bundesweiten Diakonie räumte ein, dass sich in einigen Kommunen Lage zuspitzen könne. In diesen Fällen müsse über Verteilung und Entlastung geredet werden.

Grundsätzlich forderte der Diakoniechef, mehr Flüchtlingen in Europa Schutz zu bieten. Deutschland tue bereits viel, auch im Vergleich zu Nachbarländern. Dies reiche aber nicht: "Wir müssen zu höheren Aufnahmezahlen in allen Ländern kommen", sagte Lilie. Wenn man in den Ländern rund um Syrien die Zahl der Flüchtlinge und der Einheimischen ins Verhältnis setze, lebe man in der EU "auf einem anderen Stern." Es könne nicht sein, dass ein Land wie Griechenland aus der Verantwortung falle, weil Gericht bescheinige, dass man dort keine Flüchtlinge hinschicken könne.

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"Wenn wir in Europa das Heimatland der Menschenrechte sein wollen, müssen wir mehr tun", sagte der Theologe. Die Hilfe für Flüchtlinge müsse verzahnt werden mit einer langfristigen Politik zur Entwicklung der Herkunftsländer. Der Diakonie-Präsident wies die Auffassung zurück, dass Migranten nur am Wohlstand in Deutschland teilhaben wollten: "Wer flüchtet, dem geht es ums Überleben", sagte Lilie.

Der Präsident der Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Manfred Schmidt, forderte, Deutschland müsse Migranten gegenüber offener werden. Er rechne damit, dass in Zukunft mehr Menschen aufgenommen würden, sagte Schmidt am Samstag im SWR.

Der frühere Präsident der EU-Parlaments, Hans-Gert Pöttering (CDU), schlug unterdessen eine europäische Konferenz zum Umgang mit Flüchtlingen vor, die versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. "Ich rege an, dass die italienische Ratspräsidentschaft, die ja bis Ende dieses Jahres dauert, hier eine Initiative ergreift", sagte Pöttering, der in der vergangenen Woche zu Gesprächen in Rom war. Es müsse verhindert werden, dass Tausende Bootsflüchtlinge sterben. Diese Tragödie widerspreche europäischen Werten.