TV-Tipp: "Eine Frau verschwindet - Van Leeuwens erster Fall" (ZDF)

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TV-Tipp: "Eine Frau verschwindet - Van Leeuwens erster Fall" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Eine Frau verschwindet - Van Leeuwens erster Fall", 25. August, 20.15 Uhr im Zweiten
In einem Amsterdamer Park ist während eines Volksfestes ein Junge erschlagen worden. Ein Ritualmord?

Der Titel klingt nach Krimi, und das nicht nur wegen seiner Ähnlichkeit zum Hitchcock-Klassiker "Eine Dame verschwindet". Tatsächlich geht es in Matti Geschonnecks Drama "Eine Frau verschwindet" um die Aufklärung eines Mordes, und die Hauptfigur ist ein Kommissar; doch Bruno van Leeuwen ist in der Geschichte mindestens ebenso Ehemann wie Kriminalist. Aus dieser Mischung bezieht der Film seinen großen Reiz, zumal die persönliche Ebene letztlich viel stärker berührt als die Mördersuche: Seine Frau Simone hat Alzheimer; sie ist es, die Tag für Tag ein bisschen mehr verschwindet. Van Leeuwen hat allerdings kaum Zeit, sich um sie zu kümmern: In einem Amsterdamer Park ist während eines Volksfestes ein Junge erschlagen worden. Die Umstände deuten auf einen Ritualmord: Der Mörder hat der Leiche nach der Tat die Beine gebrochen und durch eine Öffnung im Gaumen das Gehirn entfernt. Eine Zeuge will zudem eine mysteriöse Gestalt mit weißer Maske gesehen haben. Auch privat kommt der Kommissar kaum zur Ruhe: Er findet Aktgemälde von Simone und italienische Liebesbriefe. Offenbar hatte sie ein Verhältnis, aber sie kann sich nicht mehr erinnern.

Haber ist die perfekte Besetzung

Matti Geschonneck, vielfach ausgezeichnet (zuletzt mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Grimme-Preis für "Das Ende einer Nacht"), ist kein Regisseur für Effekthaschereien, führt seine Schauspieler dafür aber regelmäßig zu bemerkenswerten Leistungen. Auch "Eine Frau verschwindet" lebt in erster Linie von den herausragenden Darstellern; die Bildgestaltung des Holländers Theo Bierkens ist betont ruhig, die Bewegungen der Kamera unmerklich fließend. Selbst wenn der Film alles andere als ein Kammerspiel ist: Ähnlich wie im Beziehungsdrama "Liebesjahre" resultiert die Spannung aus der Dynamik zwischen den Figuren. Der Schwede Peter Haber, hierzulande vor allem als "Kommissar Beck" bekannt, hat einen deutschen Vater und spricht daher deutsch, aber mit leichtem Akzent, was der Rolle eine ganz spezielle Note gibt.

Da die doppelte Düsternis der Geschichte und ihre Atmosphäre stark an skandinavische Krimis erinnern, ist Haber ohnehin die perfekte Besetzung für den melancholischen Ermittler. Sein sparsames Spiel bildet angesichts der emotionalen Achterbahnfahrt, die das Schicksal seiner Frau und der Ritualmord in van Leeuwen auslösen, einen reizvollen Kontrast. Maja Maranow verkörpert Simone auf ganz ähnliche Weise. Szenen wie jene, in denen die Frau völlig aufgelöst in ihrer überschwemmten Küche hockt, sind die große Ausnahme; der geistige Verfall ergibt sich in Maranows Spiel vor allem durch die Leerstellen.

Das Drehbuch von Markus Busch orientiert sich an Claus Cornelius Fischers Roman "Und vergib uns unsere Schuld", dem ersten von mehreren Van Leeuwen-Krimis. Im Buch steht Simones Alzheimer-Erkrankung nicht so stark im Vordergrund, dabei ist sie das Bindeglied zwischen den beiden Ebenen: Wegen der Ritualhaftigkeit der Tat sucht van Leeuwen den Kontakt zu einem Anthropologen (Tobias Moretti), dessen auf Papua-Neuguinea gewonnene Erkenntnisse großen Anteil an der Erforschung menschlicher Hirnerkrankungen wie Creutzfeld-Jakob oder eben Alzheimer haben. Ausgerechnet dieser Josef Pieters entpuppt sich als jedoch van Leeuwens großer Gegenspieler.