Viele Zürcher Kirchen verzichten nachts auf Glockengeläut

Foto: Getty Images/Hemera/Fedor Selivanov
Viele Zürcher Kirchen verzichten nachts auf Glockengeläut
Viele Zürcher Kichenglocken bleiben während der Schlafenszeit stumm, um Streit mit den Anwohner zu vermeiden.

Mehr als die Hälfte der Kirchen in der größten Stadt der Schweiz hätten ihr Geläut nachts ausgestellt, bestätigte der Sprecher der Zürcher reformierten Landeskirche, Nicolas Mori, am Dienstag Recherchen des "Tages-Anzeigers". Die Kirchengemeinden stellten von sich aus das Läuten ab, um Streit mit Anwohnern zu vermeiden, erläuterte Mori.

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"Die Glocken sind für die Menschen da und nicht umgekehrt", sagte der Kirchensprecher. Gerade in städtischen Gebieten müssten die Kirchen vor dem Hintergrund einer steigenden Lärmbelastung bereit sein, mit den Anwohnern Kompromisse einzugehen. "Nicht verhandelbar ist für uns aber das religiöse Läuten zu Gottesdienstzeiten", betonte Mori: "Das lassen wir uns von Neuzuzüglern nicht verbieten."

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Die Glocken von 31 der insgesamt 58 reformierten und katholischen Kirchen in Zürich bleiben den Recherchen des "Tages-Anzeigers" zufolge von 22 Uhr bis 7 Uhr stumm. Von immer mehr Kirchengemeinden werde erwogen, das Geläut in der Nacht einzustellen. In den meisten ländlichen Gemeinden der Landeskirche läuteten die Glocken jedoch weiterhin auch nachts.

Das Schweizer Bundesgericht hatte 2010 die Beschwerde eines Anwohners zurückgewiesen, der das nächtliche Geläut untersagen lassen wollte. Die Richter argumentierten, es bestehe ein "überwiegendes öffentliches Interesse an der Aufrechterhaltung dieser Tradition". Auch in Deutschland wird immer wieder gegen Lärmbelästigung durch Kirchenglocken geklagt. Nach Ansicht der meisten Gerichte gehört das Glockengeläut zum Grundrecht der ungestörten Religionsausübung.