Das Angebot an öffentlich geförderten Beschäftigungsverhältnissen für Langzeitarbeitslose ist seit 2010 um mehr als die Hälfte geschrumpft. Das ergab eine Anfrage der Grünen im Bundestag, die am Mittwoch bekanntwurde. Demnach ist die Zahl der Förderstellen seit 2010 von mehr als 350.000 auf 136.000 verringert worden. Die Oppositionspartei und der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisierten den Abbau der Förderstellen wie Ein-Euro-Jobs und Bürgerarbeit, mit denen Langzeitarbeitslose auf eine neue Beschäftigung vorbereitet werden. Das Arbeitsministerium wies die Kritik zurück.
###mehr-artikel###
Eine Sprecherin von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) erklärte, dass die Daten der Jahre 2010 und 2014 nur schwer vergleichbar seien, weil vor vier Jahren auf dem Hoch der Finanzkrise mehr geförderte Jobs geschaffen worden seien. Nach der Reduzierung sei man nun wieder auf dem Niveau des Jahres 2008 vor der Finanzkrise. Der erste Arbeitsmarkt biete im Moment viele Möglichkeiten, ergänzte die Sprecherin.
Den bleibenden Herausforderungen im Bereich der Langzeitarbeitslosen wolle die Arbeitsministerin auch durch das bereits angekündigte Programm für 30.000 Langzeitarbeitslose ab 2015 entgegenwirken. Zudem werde noch geprüft, wie Menschen, die nicht oder nur schwer in den Arbeitsmarkt integriert werden können, künftig gefördert werden sollen.
Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Brigitte Pothmer, kritisierte, dass viele Betroffene durch die Kürzungen "dauerhaft abgehängt" würden. Daran ändere auch das geplante Förderprogramm nichts: "Während die Zahl der Langzeitarbeitslosen zuletzt wieder leicht gestiegen ist, geht die Zahl der öffentlich geförderten Beschäftigungsverhältnisse immer weiter zurück", sagte Pothmer der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwochsausgabe).
Der Paritätische Wohlfahrtsverband forderte einen Kurswechsel in der Förderpolitik für Langzeitarbeitslose: "Die massenhafte politische Ausgrenzung schwervermittelbarer Menschen durch den Abbau öffentlich geförderter Beschäftigung muss nicht nur gestoppt, sondern rückgängig gemacht werden", erklärte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider. Die Politik müsse eingestehen, dass einige hunderttausend Menschen bei den Jobcentern ohne öffentlich geförderte Beschäftigung nicht mehr in Arbeit zu bringen seien. Es sei an der Zeit, "jetzt auch etwas für die Langzeitarbeitslosen tun", forderte Schneider.
Die Bundesagentur für Arbeit bestätigte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge den Abbau der geförderten Arbeitsgelegenheiten. "Unter dem Strich haben wir mehr als 200.000 Plätze im sogenannten zweiten Arbeitsmarkt verloren", sagte Vorstandsmitglied Heinrich Alt dem Blatt. Ermutigend sei jedoch, "dass es trotzdem nicht zu einem spiegelbildlichen Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit gekommen ist".