Zentralrat der Juden beklagt mangelnde Solidarität der Zivilgesellschaft

Foto: dpa/Caroline Seidel
Zentralrat der Juden beklagt mangelnde Solidarität der Zivilgesellschaft
Nach den antisemitischen Übergriffen der vergangenen Wochen vermisst der Zentralrat der Juden die Unterstützung der deutschen Zivilgesellschaft.

"Warum gibt es keine Welle der Solidarität mit uns Juden angesichts der Welle von Antisemitismus?", sagte der Vorsitzende des Zentralrats, Dieter Graumann, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe).

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Die Kirchen und politischen Eliten hätten sich vorbildlich positioniert. Von den normalen Menschen fühlten sich die jüdischen Mitbürger jedoch allein gelassen, sagte Graumann. Hunderte Juden hätten schon beim Zentralrat nachgefragt, ob sie hierbleiben sollten oder wieder die Koffer packen müssten.

Seit Beginn der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen vor drei Wochen kam es in ganz Deutschland verstärkt zu Angriffen auf jüdische Einrichtungen. In der Nacht zum Dienstag hatten drei Männer mehrere Molotowcocktails auf die Bergische Synagoge in Wuppertal-Barmen geworfen. Bei israelkritischen Demonstrationen im Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt wurden zudem antisemitische Parolen skandiert.

Die Kritik an den Militärschlägen Israels gegen Gaza wird nach Einschätzung Graumanns als Deckmantel für Antisemitismus benutzt. "Wenn auf deutschen Straßen gegrölt wird, dass Juden vergast, verbrannt, geschlachtet werden sollen, dann hat das mit Gaza und israelischer Politik sicherlich überhaupt nichts zu tun", sagte der Zentralratsvorsitzende. "Ich bin der Überzeugung, wer gegen Israel zum Antisemiten wird, der war längst einer, der nutzt die aktuelle Debatte nur als Vorwand."